Ein Gericht in Brüssel hat Belgien für die systematische Entführung von gemischtrassigen Kindern während der Kolonialzeit verurteilt und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft! Diese bahnbrechende Entscheidung, die am Montag verkündet wurde, verpflichtet den belgischen Staat zur Zahlung von 250.000 Euro (267.000 US-Dollar) an fünf Frauen, die als Kinder aus dem damaligen Belgisch-Kongo entführt wurden. Die Klägerinnen, die zwischen 70 und 80 Jahre alt sind, haben jahrelang für Gerechtigkeit gekämpft und sind nun über den Ausgang des Verfahrens überglücklich.
Die fünf Frauen, darunter Monique Bitu Bingi, waren Teil einer schockierenden Praxis, bei der zwischen 5.000 und 20.000 gemischtrassige Kinder von ihren Müttern getrennt und oft nach Belgien zur Adoption geschickt wurden. Diese brutalen Entführungen fanden zwischen 1948 und 1961 statt, als die belgischen Kolonialbehörden glaubten, dass diese Kinder die weiße Überlegenheit bedrohten. „Wir wurden entwurzelt, unsere Kindheit, unsere Namen und unsere Identität wurden uns gestohlen“, klagte Lea Tavares Mujinga, eine der Klägerinnen, im Gericht.
Ein historisches Urteil
Die Entscheidung des Berufungsgerichts stellt einen historischen Präzedenzfall dar, der die dunkle Geschichte der belgischen Kolonialherrschaft beleuchtet. Die Klägerinnen hatten bereits 2020 Klage eingereicht, nachdem ein untergeordnetes Gericht 2021 ihre Ansprüche abgelehnt hatte. Doch die Berufungsrichter erkannten nun die Verantwortung des Staates an und forderten eine Entschädigung für den moralischen Schaden, den die Frauen durch den Verlust ihrer familiären Bindungen erlitten haben. „Ich bin sehr glücklich, dass uns endlich Gerechtigkeit widerfahren ist“, sagte Bitu Bingi nach dem Urteil.
Die belgische Regierung hat zwar 2018 eine Resolution verabschiedet, die die gezielte Segregation und Entführung gemischtrassiger Kinder anerkennt, doch eine offizielle Entschuldigung für die Verbrechen blieb aus. Experten warnen, dass die Entscheidung des Gerichts weitreichende Folgen für andere europäische Staaten haben könnte, die ähnliche Verbrechen während der Kolonialzeit begangen haben. „Wir sind bereit und zuversichtlich, dass wir dieses Urteil sofort durchsetzen können, auch wenn Belgien möglicherweise Berufung einlegt“, fügte Nicolas Angelet, einer der Anwälte der Klägerinnen, hinzu.