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Zweite Chance für Gießener Azubis: Jugendwerkstatt kämpft ums Überleben!

Nicht alle Jugendlichen können ihre schulische oder berufliche Ausbildung im ersten Anlauf erfolgreich abschließen. In der Jugendwerkstatt Gießen, einer Einrichtung der evangelischen Kirche, erhalten genau diese jungen Menschen eine zweite Chance. Hier wird den Teilnehmern nicht nur neues handwerkliches Wissen vermittelt, sondern auch individuell angepasstes Lernen möglich gemacht, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht zu werden.

Aktuell machen in dieser Einrichtung 21 Auszubildende ihre Lehre in Berufen wie Tischler, Metallbauer oder Verkäufer. Ein Beispiel dafür, wie diese Ausbildung aussieht, ist die 19-jährige Laura. Sie hat in der Jugendwerkstatt bereits eine Kiste für Schuhputz-Bürsten gefertigt. Trotz mehrerer Bewerbungen gelang es ihr nicht, einen regulären Ausbildungsplatz zu finden. Ihre Lernschwierigkeiten führten dazu, dass sie nicht die erforderlichen Noten mitbringen konnte. Hier in der Jugendwerkstatt ist das anders: „Das Arbeitstempo wird an einen selbst angepasst“, beschreibt Laura ihr positives Erlebnis und hebt hervor, dass sie sich hier wohler fühlt als in einem konventionellen Betrieb.

Hoher Erfolg bei Auszubildenden

Die Zahlen sprechen für sich: Rund 80 Prozent der Auszubildenden, die ihre Lehre in der Jugendwerkstatt beginnen, schließen sie erfolgreich ab. Der Ausbilder Waldemar Hehn erklärt, dass das Ziel der Einrichtung darin besteht, die Teilnehmer nicht nur auf eine Weiterbildung, sondern tatsächlich auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Viele ehemalige Absolventen haben mittlerweile ihre eigenen Firmen gegründet oder sind erfolgreich in verschiedenen Handwerksbetrieben untergekommen.

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Doch trotz dieser beeindruckenden Erfolgsquote steht die Zukunft der Jugendwerkstatt Gießen auf der Kippe. Bereits seit über 40 Jahren spielt die Werkstatt eine zentrale Rolle für viele Jugendliche, die einen schwierigen Start ins Leben hatten und sucht um eine nachhaltige Lösung für die Finanzierung. Diese gestaltet sich jedoch zunehmend als Herausforderung.

Finanzierungsproblematik

Die Jugendwerkstatt wird zum großen Teil von der evangelischen Kirche sowie den staatlichen Jobcentern finanziert. Aktuell müssen diese jedoch aufgrund wirtschaftlicher Einschnitte sparen, was für die Zukunft der Einrichtung besorgniserregend ist. Im geplanten Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das nächste Jahr ist bereits weniger Geld für die Förderung von Arbeitslosen eingeplant. Dies könnte bedeutende Auswirkungen auf die Jugendwerkstatt haben, da die Leiterin Mirjam Aasman bereits jetzt Bedenken äußert: „Im schlimmsten Fall würde das bedeuten, dass viele Jugendliche ihre Ausbildung nicht erfolgreich abschließen können.“ Damit stünde nicht nur die Berufsausbildung auf der Kippe, sondern auch die Chancen der Jugendlichen auf einen stabilen Arbeitsplatz nach der Lehre.

Ein Beispiel für die Sinnhaftigkeit solcher Investitionen in die Jugendwerkstatt gibt Marcel, der vor neun Jahren seine Ausbildung dort absolvierte. Er zählt zu den erfolgreichen Absolventen und arbeitet heute als Zerspanungsmechaniker in einer namhaften Firma in der Region. Seine anfänglichen Schwierigkeiten, unter anderem durch familiäre Probleme und Aggressionen, hat er dank der Unterstützung der Jugendwerkstatt überwinden können. Er ist überzeugt, dass es eine falsche Entscheidung wäre, an solchen Stellen zu sparen: „Ich hätte ohne die Jugendwerkstatt keine Chance gehabt, mich zu beweisen“, resümiert er.

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Möglichkeiten für die Absolventen sind in der Region vorhanden, besonders durch den aktuellen Fachkräftemangel. Unternehmen suchen verstärkt nach qualifiziertem Nachwuchs, was auch den Absolventen der Jugendwerkstatt zugutekommt. Laura, die ebenfalls auf eine erfolgreiche Ausbildung hofft, betont: „Es werden immer Schreiner gesucht.“ Daher ist es für sie von zentraler Bedeutung, dass genügend Ressourcen bereitgestellt werden, damit auch andere Jugendliche diese wertvolle Chance erhalten können.

Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Situation für die Jugendwerkstatt Gießen entwickeln wird. Bei einer Verschlechterung der finanziellen Rahmenbedingungen wäre dies nicht nur ein Rückschlag für die Einrichtung selbst, sondern auch für die unzähligen jungen Menschen, die hier ihre zweite Chance auf eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz bekommen.

Für weiterführende Informationen zu diesem Thema empfehlen wir einen Blick auf die aktuellen Berichterstattung auf www.hessenschau.de.

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