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Ein Blick in die Automobilgeschichte Werdohls zeigt auf, wie sich der Besitz von Kraftfahrzeugen im Laufe der Jahre verändert hat. Laut einem Bericht von Come-On.de stammt das älteste bekannte Foto eines Werdohler Automobils aus dem Jahr 1905 und zeigt den Fahrer Philipp Wiese vor seinem Fahrzeug. Interessanterweise ist die Fahrzeugnutzung von Wiese unbekannt und er ist nicht im „Automobil-Adreßbuch“ von 1909 aufgeführt, welches frühe Autobesitzer in Deutschland dokumentiert.
Im Jahr 1909 verzeichnete Werdohl insgesamt sechs Kraftfahrzeuge, im Kontrast zu fast 12.000 heute. Zu diesem Zeitpunkt gab es deutschlandweit 45.000 Kraftfahrzeughalter, auf insgesamt 1210 Seiten verteilt. Werdohl hatte zu dieser Zeit noch keine Stadtrechte. Der Erfinder des Automobils, Carl Benz, stellte 1885 seinen Patent-Motorwagen Nummer 1 vor. In den Anfangsjahren waren Automobile aufgrund von Staub, Lärm und Unfällen unbeliebt, was zu Protesten und teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen führte.
Frühe Autobesitzer in Werdohl
Eine bedeutende Veränderung in der Verkehrsgesetzgebung kam im Jahr 1909, als ein Regelsystem für Fahrzeugkennzeichen eingeführt wurde und das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen am 3. Mai 1909 in Kraft trat. Kennzeichen mussten ab diesem Zeitpunkt in schwarzer Schrift auf weißem Grund angebracht werden, da Autos anfangs sehr teuer und oft Einzelstücke waren, was sie nur für wohlhabende Personen erschwinglich machte.
Der erste bekannte Autobesitzer in Werdohl war Wilhelm Brüninghaus, der einen „Wagen für Luxus-, Vergnügungs- und Sportszwecke“ besaß. Brüninghaus und seine Brüder engagierten sich in der Gründung von Hilfskassen und Konsumvereinen für Arbeiter. In der Auflistung von 1909 sind auch Gustav Niggemann, ein Versicherungsinspektor, und Emil Schäfer, ein Metzger mit geschäftlichem Interesse, vermerkt. Zudem war Otto Quitter, ein Fahrradhändler, im Besitz eines Kraftrads mit dem Kennzeichen IX 632.
Ebenso findet sich der Gutsbesitzer Dr. Gerhard Merrem unter den Autobesitzern. Hingegen waren Lastwagen im Jahr 1909 selten, sodass Güter oft mit Pferdefuhrwerken transportiert wurden. Ein Beispiel für einen Lastwagenbesitzer in dieser Zeit ist die Karl Berg AG mit ihrem Kennzeichen IX 627. Es wird vermutet, dass es in Werdohl mehr Autobesitzer gab, als in den Dokumenten verzeichnet, da nicht alle Daten dokumentiert wurden. Zum Vergleich: Für Lüdenscheid, das dreimal so groß wie Werdohl war, fand sich kein einziger Autobesitzer in der Auflistung.
Das Deutsche Automobil-Adreßbuch von 1909
Zusätzliche Informationen und eine statistische Auswertung des „Deutschen Automobil-Adreßbuchs“ von 1909 wurden von CompGen.de bereitgestellt. Der NDR-Autor Claus Hesseling hat in seinem Artikel die Bedeutung und den Inhalt des Adressbuchs untersucht. Dieses Buch listet alle Kraftfahrzeugbesitzer im Deutschen Reich und stellt eine wertvolle Quelle für die Automobilgeschichte dar.
Der Artikel mit dem Titel „Hatte Opas Opa ein Auto?“ ist seit Oktober 2024 verfügbar und bietet tiefergehende Einblicke in die Automobilbesitzverhältnisse der damaligen Zeit. Während andere Adressbücher aus den 20er und 30er Jahren keine solchen Details enthalten, zeigt das von 1909 eine umfassende Auflistung der Autobesitzer, die von den Mitgliedern des Vereins für Computergenealogie erstellt wurde.
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