In der Isarphilharmonie in München erlebten die Zuhörer ein musikalisches Meisterwerk unter der Leitung des renommierten Dirigenten Simon Rattle. Mit den BR-Sinfonikern präsentierte er eine eindrucksvolle Darbietung, die die Fragilität unserer Welt auf faszinierende Weise thematisierte. Der langsame Satz aus Anton Bruckners letzter, unvollendeter Sinfonie begann mit einem feierlichen und kraftvollen Thema, das jedoch abrupt abbrach und in tiefes, kaum hörbares Grummeln überging. Ein musikalischer Schock, der die Zuhörer in seinen Bann zog!
Rattle interpretierte Bruckners Botschaft eindringlich: „Sicher ist gar nichts auf dieser Welt.“ Diese Aussage unterstrich er mit einer Lesart, die sowohl unruhig als auch handgreiflich war, und dabei einen überwältigenden Gestus an den Tag legte. Der Dirigent, bekannt für seine intellektuelle Kontrolle, ließ keinen Raum für Weltflucht oder Verklärung. In einer Zeit, in der viele Menschen Trost in der Musik suchen, blieb Rattle fest verankert im Hier und Jetzt, überzeugt davon, dass die Widrigkeiten der Welt auch hier gelöst werden können.
Ein musikalisches Feuerwerk
Die Darbietung war nicht nur auf Bruckner beschränkt. Rattle und seine spielfreudigen Musiker kombinierten überraschend und raffiniert mehrere Stücke. György Ligetis „Athmosphères“ überleitete nahtlos in Richard Wagners ätherisches „Lohengrin“-Vorspiel und Anton Weberns extrem kurze Orchesterstücke. Diese Auswahl verdeutlichte, dass auch diese Komponisten die Welt als gefährdet und brüchig wahrnahmen und in ihrer Musik verarbeiteten. Rattles Fähigkeit, diese komplexen Werke zu einem eindrucksvollen Erlebnis zu vereinen, ließ das Publikum in eine andere Dimension eintauchen.