Am Samstag fand die Jahreshauptversammlung des VfB Lübeck im Eventcenter JUNIPER statt und zog 190 Mitglieder an, darunter 166 stimmberechtigte Teilnehmer. Trotz interner Spannungen, die den Verein in den letzten Wochen stark belastet hatten, verlief die Versammlung größtenteils ruhig. Ein zentrales Thema war die Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder, zusätzlich wurde auch die finanzielle Lage des Traditionsvereins eingehend diskutiert. Vor Beginn der Veranstaltung stimmten die Anwesenden für eine hohe Transparenz, indem sie den Zugang für Gäste und Medienvertreter zustimmten.
Ein bedeutendes Ergebnis der Versammlung war die Wahl von drei neuen Aufsichtsräten. Die aktive Fanszene zeigte sich dabei zurückhaltend und stellte keine eigenen Kandidaten auf. Von insgesamt 15 Kandidaten blieben am Ende vier übrig: Carsten Abbe, Paul Manthey und Jens Burchardt wurden für die kommenden drei Jahre gewählt, während Eckhard Evers als Vertreter der Abteilungen mit 123 Stimmen bestätigt wurde. Er erklärte, dass er versucht habe, zwischen den verschiedenen Parteien Vermittlung zu leisten, und äußerte sich zu den internen Schwierigkeiten des Vereins.
Finanzielle Herausforderungen und strategische Überlegungen
Ein kritischer Punkt in der Versammlung war der Bericht des Vorstands über die finanzielle Situation des Vereins, der aufgrund des Abstiegs in die Regionalliga stark angespannt ist. Der Personaletat fiel von 4,2 Millionen Euro in der 3. Liga auf nur 1,8 Millionen Euro, was die betroffenen Verantwortlichen nicht ohne Sorgen ließ. Daniela Wedemayer, die Finanzvorstandschaft, stellte klar, dass die Saison hinter den Erwartungen zurückblieb: Statt der prognostizierten 3.800 Zuschauer kamen im Schnitt nur 2.850 zu den Spielen der Grün-Weißen.
Obwohl der Verein am Ende der vorherigen Spielzeit ein Plus von 63.000 Euro verzeichnete, war dies weit entfernt von dem vorher kalkulierten Ziel von 529.000 Euro. Damit auch die finanziellen Herausforderungen gewappnet werden, betonte Vorstandsmitglied Dr. Dieter Gudel die Notwendigkeit, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Besonders der Gewinn des Landespokals könnte für den VfB Lübeck von großer Bedeutung sein, da dies den Zugang zum DFB-Pokal bedeutet.
Unstimmigkeiten innerhalb des Aufsichtsrats
Ein emotionaler Höhepunkt der Versammlung war der Auftritt des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Rehder. Er äußerte seine Unzufriedenheit mit der bisherigen Arbeit des Aufsichtsrats und machte deutlich, dass der Verein unter den entscheidenden Mitgliedern leidet. „Wenn ein Aufsichtsrat es schafft, die wichtigsten Geldgeber des Vereins so zu verärgern, dann hat der Aufsichtsrat versagt“, stellte Rehder fest. Sein leidenschaftlicher Appell unterstrich die noch immer bestehenden Konflikte innerhalb des Organs.
Nach der Versammlung war Rehder optimistisch hinsichtlich der neuen Aufsichtsratsmitglieder und wünscht sich, dass auch weitere Stimmen, insbesondere aus der Fanszene, in die Gremien einfließen. Dies zeigt, wie wichtig es ihm ist, dass die Vereinsführung divers und heimatverbunden bleibt.
Sportvorstand Sebastian Harms ließ keinen Zweifel aufkommen, dass die Herausforderungen auf dem Spielfeld ebenfalls enorm sind. Der bisherige Trainer hatte es nicht geschafft, den gewünschten Erfolg herbeizuführen, und die Risiken bei Transfers müssten nun abgewogen werden. „Die Romantik hört in der 3. Liga auf“, sagte er und verdeutlichte, dass der Verein auf seinen bestehenden Werten und der Gemeinschaft aufbauen muss.
Ein weiterer entwickelter Punkt war die Notwendigkeit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bis zum 12. Dezember dieses Jahres, um die verbleibenden Plätze im Aufsichtsrat zu besetzen, damit der Verein rechtskonform und anpassungsfähig bleibt.
Berichte über die Ehrung langjähriger Mitglieder, dazu die Wahl des neuen Ehrenrats, zeigten, dass trotz der Schwierigkeiten der Verein über eine treue Basis verfügt, die nicht aufgibt. Der VfB Lübeck steht vor einer Zeit der Herausforderung, sowohl im sportlichen Abschneiden als auch in der Generierung von Einnahmen und in der Bewältigung seiner finanziellen Schwierigkeiten. „Wir brauchen Geschlossenheit, sonst sind wir nicht konkurrenzfähig“, fasste Harms die Situation treffend zusammen.
Details zur Meldung