In Thüringen stehen Unternehmer vor einer häufigen und drängenden Herausforderung: die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für ihre Unternehmen. Jährlich sind es etwa 760 Unternehmen, die sich in dieser Lage befinden. Doch die Realität zeigt, dass viele Betreiber es versäumen, sich rechtzeitig um die Nachfolge zu kümmern, was häufig zu Problemen führt.
Ein Sprecher des Thüringer Wirtschaftsministeriums betont, dass es für viele Eigentümer oft zu spät ist, sich mit dem Thema Nachfolge zu beschäftigen. Zwei Monate vor der geplanten Übergabe sind häufig nicht genug, um alle erforderlichen Schritte erfolgreich zu planen und durchzuführen. „Die Unternehmer müssen früher aktiv werden“, warnte der Sprecher und wies darauf hin, dass eine frühzeitige Beratung unerlässlich ist.
Marktsituation und Preiserwartungen
Doch nicht nur das Zeitmanagement ist ein Problem. Auch die Marktlage gestaltet sich als herausfordernd. Der Sprecher verdeutlichte, dass sich die Verkäufer oft in einer falschen Einschätzung der Marktsituation befinden. Derzeit herrscht ein Käufermarkt, in dem viele Unternehmen nach Nachfolgern suchen, jedoch nur eine begrenzte Zahl verfügbar ist. Dies bedeutet, dass potentielle Käufer die Qual der Wahl haben und sich das Unternehmen aussuchen können, welches am besten zu ihren Vorstellungen passt.
Die Zahlen sind alarmierend: Laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn wird in den kommenden Jahren zwischen 2022 und 2026 mit etwa 3.800 Übergaben in Thüringen gerechnet. Das entspricht 46 Nachfolgen pro 1.000 Unternehmen, ein im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlicher Wert. In Sachsen ist die Zahl ähnlich, während in Sachsen-Anhalt und Bayern höhere Übergabequoten registriert werden.
Ein weiteres Hindernis, das den Verkauf von Unternehmen erschwert, sind die realitätsfernen Preisvorstellungen vieler Verkäufer. Oftmals wird der Wert des Unternehmens überschätzt, da die Eigentümer Jahre damit verbracht haben, ihr Unternehmen aufzubauen und zu entwickeln. Diese Investitionen in Zeit, Geld und Energie führen häufig dazu, dass die geforderten Verkaufspreise nicht marktgerecht sind. Dies kann die Verhandlungen erheblich erschweren und potenzielle Käufer abschrecken.
Das Thüringer Wirtschaftsministerium engagiert sich aktiv, um Unternehmer bei ihrer Übergabe zu unterstützen. Über das Thüringer Zentrum für Existenzgründungen und Unternehmertum (ThEx) werden verschiedene Beratungsangebote gebündelt. Dies umfasst unter anderem Mikrodarlehen und geförderte Intensivberatungen durch externe Unternehmensberater. Durch solche Maßnahmen hofft die Landesregierung, die Unternehmensnachfolge zu erleichtern und sicherzustellen, dass Thüringen auch in Zukunft ein stabiler Wirtschaftsstandort bleibt.
Die Herausforderungen sind klar: rechtzeitiges Handeln und realistische Preisvorstellungen könnten entscheidend sein, um das Potenzial der Unternehmensnachfolge in Thüringen besser zu nutzen. In einer Zeit, in der die betriebliche Kontinuität mehr denn je auf dem Spiel steht, bleibt abzuwarten, ob die betroffenen Unternehmer die notwendigen Schritte unternehmen werden, um ihre Firmen erfolgreich in neue Hände zu legen. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.merkur.de.