Jena. Ein Blick zurück in die Geschichte: Der Milchhof in Löbstedt, einst ein pulsierendes Zentrum für frische Milchprodukte, hat heute seine Bestimmung völlig verändert. Wo früher täglich frische Milch in die Haushalte der Region geliefert wurde, thront nun ein Kaufland-Markt, der die Kunden mit einer anderen Art von Waren anlockt.
Die Wurzeln des Milchhofs reichen bis in die 1950er Jahre zurück, als am 5. September 1957 die Großmolkerei feierlich eingeweiht wurde. In den boomenden Stadtteilen Nord I und Nord II entstanden in dieser Zeit über 3000 Wohnungen, und der Milchhof war ein wichtiger Bestandteil der lokalen Versorgung. Tankfahrzeuge lieferten die frische Milch direkt zu Schulen und Kaufhallen, während die Logistiker die leeren Pfandflaschen einsammelten – das Pfand für eine Milchflasche betrug damals 20 Pfennig!
Vom Milchhof zum Kaufland
Doch die Wende brachte einen dramatischen Wandel. Mit dem Einzug westlicher Produkte in die Regale sanken die Verkaufszahlen der regionalen Erzeugnisse rapide. Der Milchhof, Teil des VEB Ostthüringer Molkereikombinats Gera, konnte dem Druck nicht standhalten. Bereits kurz nach der Wiedervereinigung war das Schicksal des Jenaer Milchhofs besiegelt. Der Antrag von Lidl und Schwarz am 17. Juni 1991, das Gelände in ein Auslieferungslager für die Ostmärkte umzubauen, markierte den Beginn einer neuen Ära. Mitte der 1990er Jahre wurde der Kaufland-Markt eröffnet, und das historische Gebäude erfuhr eine umfassende Umgestaltung.
Der Milchhof, der einst für seine frischen Produkte bekannt war, ist nun ein Relikt der Vergangenheit. Der letzte Rest seiner Geschichte verschwand mit dem Abriss der Tankstelle im Jahr 2018. Jena hat sich verändert, und mit ihm auch die Ansprüche und Bedürfnisse seiner Bewohner. Was bleibt, sind Erinnerungen an eine Zeit, in der frische Milch ein fester Bestandteil des Lebens war.
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