In den letzten zwei Jahrzehnten haben soziale Medien wie Facebook, Instagram und TikTok unser tägliches Leben revolutioniert. Diese Plattformen sind nicht nur Kommunikationsmittel, sondern auch wichtige Werkzeuge für Unterhaltung, Selbstpräsentation und soziale Interaktion geworden. Sie beeinflussen sowohl private als auch berufliche Beziehungen und haben uns dazu gebracht, ständig online und präsent sein zu müssen. Auf der Jagd nach Likes, der Bestätigung unserer Online-Präsenz, sind viele Menschen in ein Verhaltensmuster verfallen, das durchaus süchtig machen kann.
Im Erfurter Ausstellungshaus „Welt der Versuchungen“ findet bis zum 15. November die interaktive Ausstellung „BE.LIKE.ME. – Social Media und ich“ statt. Diese Schau widmet sich den Auswirkungen der sozialen Netzwerke auf unser Leben und thematisiert, wie sie sowohl Chancen als auch Herausforderungen bieten. Die Veranstalter möchten das Bewusstsein für die negativen Seiten des sozialen Miteinanders schärfen und dazu anregen, das eigene Nutzerverhalten zu hinterfragen.
Ein Blick hinter die Kulissen der sozialen Netzwerke
Die Ausstellung geht auf die psychologischen Bedürfnisse ein, die durch soziale Medien angesprochen werden. Themen wie FOMO (Fear of Missing Out) – die Angst, etwas zu verpassen – und der Druck, ständig online zu sein, stehen im Mittelpunkt. Besucher sind eingeladen, sich mit Fragen auseinanderzusetzen wie: Warum sind wir so abhängig von Likes? Welche Auswirkungen hat dies auf unser Selbstwertgefühl? Und vor allem: Wie erkennen wir die Grenzen, bevor unser Verhalten krankhaft wird?
Die Kuratorin Susanne Rockweiler erläutert in einem Interview, dass jede soziale Plattform wie eine Person mit eigenen Charakterzügen interpretiert werden kann. Sie beschreibt Facebook als die gesellige Gesprächspartnerin, die nostalgische Geschichten erzählt, während Instagram die extrovertierte, stilbewusste Persönlichkeit ist, die Wert auf Ästhetik legt. TikTok hingegen wird als die kreative Seele dargestellt, die ständig Spaß verbreiten möchte.
Besonders eindrucksvoll ist die interaktive Multimedia-Installation „Erfurt Unfiltered“, die die überwältigende Flut von Inhalten darstellt, die auf TikTok und ähnlichen Plattformen existieren. Diese Erfahrung verdeutlicht, wie schnell Informationen konsumiert werden und welchen Druck dies auf den Nutzer ausübt. Mögen solche Formate anfangs unterhaltsam sein, sie können auch dazu führen, dass Nutzer sich überfordert und gestresst fühlen.
Ein weiteres spannendes Element der Ausstellung ist der Raum „#Sugar-Macht“. Hier wird der Einfluss von Influencern thematisiert. Durch geschickte Präsentation und strategisches Marketing haben sie die Fähigkeit, Produkte durch ihre Likes und Aufmerksamkeiten in der digitalen Landschaft hervorzuheben.
Die Attraktivität von sozialen Medien kann jedoch auch Schattenseiten haben. Rockweiler reflektiert über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Doomscrolling – dem unaufhörlichen Durchscrollen von Nachrichten und Beiträgen – und warnt davor, zu viel Zeit in sozialen Netzwerken zu verbringen. Auch wenn sie zum Beispiel weniger vom Doomscrolling betroffen ist, spürt sie den Druck, auf Nachrichten in Messenger-Apps schnell zu antworten.
Mit einem Blick in die Zukunft wird auch über Regulierungen und neue Gesetze gesprochen. Im Februar 2023 trat die EU-Verordnung über digitale Dienste in Kraft, die vor allem junge Menschen vor schädlichem Konsumverhalten schützen soll. Diese Gesetzgebung könnte dazu beitragen, ein gesünderes Verhältnis zu sozialen Medien zu etablieren.
Die praktischen Details der Ausstellung
- Die Ausstellung „BE.LIKE.ME“ ist bis zum 15. November 2024 in Erfurt zu sehen.
- Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, dienstags geschlossen.
- Der Ausstellungsort befindet sich in Anger 28/29, Eingang Lachsgasse.
- Es finden öffentliche Führungen jeden Sonntag um 15 Uhr statt.
- Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Webseite www.welt-der-versuchungen.de.
Diese Ausstellung bietet eine einmalige Gelegenheit, die komplexe Beziehung zwischen Mensch und sozialen Medien zu reflektieren und kritische Fragen aufzuwerfen. Rockweilers Konzept fasst prägnant zusammen, dass zunehmende Online-Präsenz auch eine digitale Einsamkeit mit sich bringen kann – und auf allen Ebenen ein Bewusstsein für die eigene digitale Gesundheit gefördert werden sollte. Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.takt-magazin.de.
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