Der Berliner Verkehrsbetrieb (BVG) steht vor einem bedeutenden Umbruch, da Rolf Erfurt, der Betriebsvorstand, seinen Posten aufgibt. Diese Entscheidung wurde am Freitag vom Aufsichtsrat des Landesunternehmens bekannt gegeben und erfolgt „im besten gegenseitigen Einvernehmen“, so die offizielle Mitteilung. Der Hintergrund für diesen Rücktritt sind unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Nach Berichten der Berliner Zeitung hatte Erfurt schon längere Zeit darüber nachgedacht, seinen Vertrag aufzulösen. Gespräche darüber fanden in den letzten anderthalb Monaten statt, unter anderem mit Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, die den Aufsichtsrat der BVG leitet. Am Freitag informierte sie die Führungskräfte über diese Entscheidung und auch andere Gremien wurden entsprechend in Kenntnis gesetzt.
Strategische Differenzen und emotionale Gespräche
Die Gespräche rund um Erfurts Rücktritt sollen teils „sehr emotional und wertschätzend“ gewesen sein. Seine Entscheidung erfolgt jedoch nicht aufgrund interner Streitigkeiten oder eines eskalierenden Konflikts, sondern aus einem Fundament an aufgestauter Kritik und unterschiedlichen Vorstellungen über die Unternehmensführung. Ein wesentlicher Aspekt ist die Frage, wie die Betriebsqualität verbessert werden kann.
Die internen Diskussionen drehten sich auch um die Rolle der BVG-Zentrale und wie stark diese die einzelnen Bereiche steuern sollte. Diese Aspekte sind besonders wichtig in einem großen Unternehmen wie der BVG, wo die verschiedenen Bereiche oft ihre eigenen Dynamiken entwickeln. Beobachter äußern, dass es an einer klaren Führung fehle, was teilweise zu den seit Monaten bestehenden Problemen im Berliner Nahverkehr beitrage.
Vorläufig wird der Vorstandsvorsitzende Henrik Falk die Aufsicht über das Betriebsressort kommissarisch übernehmen, bis ein Nachfolger für Erfurt gefunden ist. Senatorin Giffey dankte Erfurt für seine Arbeit und betonte, wie sehr sie seine Entscheidung bedauere.
In seiner eigenen Erklärung bedankte sich Erfurt bei seinem Team und hob hervor, wie sehr ihm die Zeit bei der BVG Freude bereitet habe. Er will sich nun neuen beruflichen Herausforderungen widmen und blickt auf mehr als fünf Jahre in der Führungsposition zurück.
Herausforderungen während seiner Amtszeit
Erfurts Amtszeit fiel in eine Phase erheblicher Herausforderungen für die BVG. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen betrieblichen Widrigkeiten, wie die unzureichende Verfügbarkeit von Fahrpersonal und Verzögerungen bei der Lieferung neuer U-Bahnen, forderten das Unternehmen stark. Es wird erwartet, dass sich die Situation erst 2027 normalisieren wird.
Auf einfache Rekrutierungsmaßnahmen für neues Personal ist es nicht gekommen, da der Arbeitsmarkt für Fahrpersonal überlastet ist. Kritiker monieren außerdem, dass die BVG wichtige Themen wie die Informationspolitik für Fahrgäste unzureichend angeht.
Erfurts NachfolgerIn wird vor der anspruchsvollen Aufgabe stehen, die internen Differenzen und Managementprobleme anzugehen, insbesondere die hohe Fluktuation beim Fahrpersonal, die als Folge von Versäumnissen im Management gesehen wird. Auf den sozialen Medien wird Erfurt von BVG-Mitarbeitern als sympathisch wahrgenommen, jedoch gibt es auch kritische Stimmen, die der gesamten Vorstandsführung die Verantwortung für die gegenwärtige Situation zuschreiben.
Die Diskussion über die künftige Ausrichtung der BVG bleibt spannend. Während die Rücktrittsnachricht für Erfurt einen wichtigen Umbruch anzeigt, stehen viele Herausforderungen für die BVG noch an. Sein unermüdliches Bestreben zur Weiterentwicklung der Betriebsabläufe wird in Erinnerung bleiben, auch wenn die nachfolgenden Entscheidungsträger mit dickeren Brettern zu bohren haben werden.
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