Nach über 25 erfolgreichen Jahren als Tennistrainer in Lüneburg kehrt Christoph Böhm, einst aus Nordhorn in die Stadt gezogen, in seine Heimat zurück. Der 56-Jährige hat seine Entscheidung, zum TV Sparta 87 Nordhorn zu wechseln, mit dem Wunsch begründet, dem Stress des Sportalltags etwas zu entfliehen, ohne allerdings das gesamte Trainerleben hinter sich zu lassen. „Ich mache es wie Jürgen Klopp“, äußerte Böhm, der offenbar noch nicht ganz bereit ist, sich zur Ruhe zu setzen.
Böhm wird die Lüneburger Tennisszene, die von seiner Expertise stark profitiert hat, sicherlich vermissen. Er war einer von nur etwa 40 Diplomtrainern in Deutschland und hat im Laufe seiner Karriere viele Talente gefördert. Zu seinen Schützlingen gehört unter anderem die Spielerin Imke Schlünzen vom TuS Erbstorf, die mit Böhm intensiv trainierte und in den nationalen Rankings bis auf Platz 29 vorgedrungen ist, bevor eine Verletzung ihren weiteren Aufstieg stoppte.
Der Einfluss auf junge Talente
In seinen 25 Jahren als Trainer schätzte Böhm, rund 500 Kinder und Jugendliche ausgebildet zu haben. Er war nicht nur Kadertrainer, sondern auch verantwortlicher Regionstrainer für den Landesverband. Trotz seiner hohen Qualifikation und Erfahrung blieb sein Gehalt beim Verband bescheiden, ein bekanntes Problem im deutschen Sport. Viel Geld konnte er durch die individuelle Betreuung von Talenten verdienen, was zeigt, wie wichtig die persönliche Beziehung zwischen Trainer und Athlet ist.
Ein besonderes Augenmerk lag stets auf dem Nachwuchsbereich, wo Böhm nicht nur technischen Fähigkeiten, sondern auch Spaß am Spiel vermittelte. „Vergangenheit war mir Disziplin sehr wichtig, aber in den letzten Jahren habe ich den Fokus stärker auf das Spielerische gelegt“, sagte Böhm. Olaf Schlünzen, Abteilungsleiter des TuS Erbstorf, bestätigt diesen Ansatz und hebt hervor, dass Böhm das Training immer mit einer positiven und humorvollen Note bereichert hat.
Nicht zuletzt hat Böhm auch den THC Lüneburg trainiert, wo er den Aufstieg der Damenmannschaft in die Regionalliga feierte. Zudem hat er mit Talenten wie Demian Raab zusammengearbeitet, der kürzlich als Verantwortlicher für den Leistungssport zum THC zurückkehrte, sowie Aga Gergec, die in Österreich ihre Karriere fortsetzen möchte. Diese Verbindungen zeigen, wie tief Böhm in der Lüneburger Tennisszene verwurzelt ist.
Für Böhm bedeutet dieser Schritt auch eine gewisse Misere in der Region zu erkennen, in der er tätig war. Das Tennisinteresse hat im Laufe der Jahre laut Böhm zwar zugenommen, doch die Zahl der zur Verfügung stehenden Hallenplätze ist dramatisch gesunken – von 26 Hallenplätzen sind nur noch sechs übrig. Dies könnte die zukünftige Entwicklung des Tennissports in der Region stark beeinträchtigen.
Ein weiterer Punkt der Besorgnis ist der Mangel an Trainern und Funktionären, der sich in der Region bemerkbar macht. Böhm und Schlünzen sind sich einig, dass die Vereine oft isoliert arbeiten, was eine Zusammenarbeit und einen Austausch erschwert. „Die Vereine arbeiten oft nur in ihrem eigenen Sud“, so Schlünzen. Um die Zukunft des Lüneburger Tennis zu sichern, wäre eine engere Kooperation zwischen den Clubs wünschenswert.
Zudem wünschen sich beide ein größeres Medieninteresse für ihren Sport. Laut Schlünzen haben viele Kinder nicht einmal eine Vorstellung von der Zählweise im Tennis, da sie sie noch nie im Fernsehen gesehen haben. Dies zeigt, dass eine breitere Sichtbarkeit des Sports dazu beitragen könnte, mehr Interesse bei der nächsten Generation zu wecken.
Obwohl der Abschied von Lüneburg nun bevorsteht, bleibt Böhm dem TuS Erbstorf als Mitglied erhalten und der Kontakt zu seinen Schützlingen wird weiterhin bestehen. „Ich fühle mich in der Region sehr verbunden, und mein Herz schlägt weiterhin für den Tennis in Lüneburg“, sagt er.
Während Böhm also seine nächste Reise beginnt, bleibt abzuwarten, wie sich das Lüneburger Tennis ohne seinen prägenden Einfluss entwickeln wird und ob der Rückgang der Hallenplätze sowie der Mangel an Trainern eine nachhaltige Wirkung auf die Bewegung hat. Die gesamte Tennisgemeinschaft in Lüneburg wird die Entwicklungen aufmerksam verfolgen müssen.