Ein neues Kapitel in Deutschland: Seit dem 1. November 2024 können Bürger ihr Geschlecht und ihren Namen nach dem Selbstbestimmungsgesetz frei wählen! Doch die Realität in Alzey-Worms sieht ganz anders aus. Trotz der Möglichkeit, bereits seit dem 1. August Anträge zu stellen, bleibt der Andrang in den Standesämtern verhalten. Die Alzeyer-Zeitung hat die Situation in den Ämtern genau unter die Lupe genommen und die Ergebnisse sind ernüchternd.
In der Stadt Alzey wurden im September lediglich drei Anträge zur Änderung des Geschlechtseintrags eingereicht: ein Wechsel von weiblich zu männlich, einer von männlich zu weiblich und ein Antrag zur Streichung des Geschlechtseintrags. Die Stadtverwaltung meldet, dass seitdem keine weiteren Anfragen eingegangen sind. „Es wurden keine weiteren Informationen, weder telefonisch noch durch persönliche Vorsprache angefordert,“ so die Pressestelle. Auch in der Verbandsgemeinde Alzey-Land bleibt das Interesse überschaubar: Hier gab es in den letzten drei Monaten nur zwei Anträge auf Geschlechtsänderung und einen auf Namensänderung.
Wenig Bewegung in den Verbandsgemeinden
Die Verbandsgemeinde Eich zeigt zwar erste Anzeichen von Interesse mit insgesamt vier Anträgen seit August, doch auch hier bleibt die Zahl hinter den Erwartungen zurück. „Immer mehr Menschen lassen sich telefonisch beraten,“ berichtet Marlen Hohl aus dem Standesamt, und deutet an, dass möglicherweise bald weitere Anträge folgen könnten. In der Verbandsgemeinde Wöllstein hingegen ist die Nachfrage seit August rückläufig, mit nur vier Anträgen und seitdem keiner neuen Anfrage.
Ein großes Manko bleibt die fehlende Spezialisierung der Ansprechpartner im Landkreis Alzey-Worms. Aktuell betreuen die Standesbeamten die Anfragen, ohne spezifische Schulungen zu haben. „Wir erwarten weitere Informationen im Zuge der Standesamtsschulung durch den Fachverband der Standesbeamtinnen und Standesbeamten,“ erklärt Stefanie Koch von der Stadtverwaltung Alzey. Während die Verbandsgemeinden Monsheim und Wonnegau auf Anfragen nicht reagierten, bleibt die Bilanz klar: Das Interesse am Selbstbestimmungsgesetz ist im Landkreis Alzey-Worms bislang gering. Mit nur 0,0097 % der Bevölkerung, die von der neuen Regelung Gebrauch gemacht hat, ist die Frage, ob sich dies in Zukunft ändern wird.