In Bad Oldesloe gibt es derzeit erhebliche Veränderungen beim Energieversorger Hansewerk. Traditionell schüttete das Unternehmen jährlich etwa 90 Millionen Euro an Dividende aus, was den Anteilseignern, darunter dem Kreis Stormarn, zugutekam. Doch diese Zeit scheint vorbei zu sein, wie Landrat Henning Görtz den Kreispolitikern kürzlich mitteilte. Der Kreis erhielt zuletzt rund 2,7 Millionen Euro aus diesen Ausschüttungen.
Der Grund für diese Entwicklung ist nicht etwa eine missratene Geschäftsführung, sondern der hohe Kapitalbedarf für die Energiewende. Görtz erklärte, dass Hansewerk für den Ausbau der Versorgungsnetze und den Umbau der Energieversorgung erhebliche Investitionen benötigt. In den kommenden Jahren plant Hansewerk, bis 2028 satte 2,8 Milliarden Euro in die Transformation des Energiesystems zu investieren.
Erschwingliche Energie der Zukunft
Der Landrat erläuterte, dass Schleswig-Holstein bis 2040 auf Gas verzichten möchte, um klimaneutral zu werden. Dies bedeutet, dass das derzeitige Gasnetz, in dem es rund 600.000 Anschlüsse gibt, perspektivisch erheblich an Bedeutung verlieren wird. Um die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten, plant Hansewerk den großflächigen Ausbau von Fernwärmenetzen und den Ausbau erneuerbarer Energien. Dabei sind mehr Investitionen unumgänglich, insbesondere da der Strombedarf gleichzeitig gedeckt werden muss.
Sprecher Ove Struck von Hansewerk stellte jedoch klar, dass es keinen völligen Verzicht auf Ausschüttungen geben werde. Die Ausschüttungen werden für mehrere Jahre voraussichtlich niedriger ausfallen als gewohnt, wobei die einbehaltenen Gewinne sich voraussichtlich im zweistelligen Millionenbereich pro Jahr bewegen werden. Hier zeigt sich, dass die Einsparungen, die für die Energiewende erforderlich sind, ein langfristiges Ziel verfolgen.
Struck bemerkte zudem, dass ab dem Jahr 2030 die Investitionen in den nächsten Jahren voraussichtlich zu steigenden Ergebnissen führen könnten, was wiederum höhere Ausschüttungen für die Anteilseigner zur Folge haben könnte.
Finanzielle Herausforderungen für Stormarn
Trotz der positiven Perspektiven, die die Energiewende mit sich bringen könnte, steht der Kreis Stormarn vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Der Haushalt des Kreises für das kommende Jahr weist ein Minus von 25 bis 30 Millionen Euro aus. Nach Jahren finanzieller Stabilität scheinen die „fetten Jahre“ vorbei zu sein. Die Stormarner CDU spricht von einem Alarmzeichen und fordert mehr Sparsamkeit bei künftigen Ausgaben.
Diese Vorschläge zur Einsparung könnten insbesondere die Haushaltsberatungen für die Kreispolitik beeinflussen, die in den nächsten Wochen anstehen. Um trotzdem in wichtige Zukunftsprojekte zu investieren, wird an einem Zuschuss von zwei Millionen Euro für ein neues Gründer- und Innovationszentrum in Ahrensburg festgehalten. Die Sparkasse Holstein hat bereits ihren Beitrag in Höhe von einer Million Euro zugesagt.
Das Gründerzentrum, das von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn geleitet wird, soll einen bedeutenden Standort für Innovation und Unternehmertum in der Region bieten. Trotz der gegenwärtigen finanziellen Herausforderungen scheint der Kreis fest entschlossen, auch in die wirtschaftliche Zukunft zu investieren.
LN