In Hamburg zeigt das Museum am Rothenbaum besorgniserregende Zahlen: In den letzten zehn Jahren hat das Haus, das früher als Museum für Völkerkunde bekannt war, erheblich an Besuchern verloren. Mit nur circa 64.000 Besuchern im vergangenen Jahr, verglichen mit nahezu 120.000 im Jahr 2014, ist die Entwicklung alarmierend. Bis Ende August diesen Jahres wurden lediglich etwa 35.000 Gäste gezählt, was auf rund 52.000 für 2024 hochgerechnet wird. Diese Zahlen werfen Fragen zur Attraktivität und den Marketingstrategien des Museums auf.
Die Umbenennung in „Museum am Rothenbaum - Kulturen und Künste der Welt“, die über 60.000 Euro gekostet hat, scheint bisher nicht den gewünschten Effekt erzielt zu haben. Eine Studie zur Bekanntheit des neuen Namens wurde nicht in Auftrag gegeben, was die Unsicherheit über die Effektivität dieser Maßnahme verstärkt.
Besucherschwund auch bei anderen Institutionen
Das Museum am Rothenbaum steht mit seiner Besucherschwund nicht allein da. Auch das Archäologische Museum Hamburg beklagt neue Zahlen. Im Gegensatz dazu erfreute sich das Museum für Kunst und Gewerbe über nahezu 213.000 Gäste im letzten Jahr. Besonders die 50-jährige Jubiläumsausstellung der „Sesamstraße“ stellte einen großen Anziehungspunkt dar. Diese Unterschiede werfen ein Licht auf die unterschiedlichen Ansätze der Museumsführung zur Besuchergewinnung.
Geplante Modernisierung mit Hindernissen
Im Jahr 2021 wurden 123 Millionen Euro für eine umfassende Modernisierung des Museums bewilligt, was von der Museumsdirektorin Barbara Plankensteiner als ein entscheidender Moment für die Institution bezeichnet wurde. Geplant ist, die Einrichtung in eine dekoloniale Richtung zu entwickeln und sie stärker für die Stadtgesellschaft zu öffnen. Ihrer Überzeugung nach hat das Museum in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf durch innovative Ausstellungen und digitale Projekte erlangt.
Die Modernisierung scheint jedoch stockend voranzugehen. Bisher wurden keine Mittel abgerufen, und die Planungen scheinen sich länger zu ziehen als ursprünglich gedacht. Der aktuelle Zustand des Gebäudes, das seit der Einweihung im Jahr 1912 keine wesentlichen Veränderungen erfahren hat, ist für viele ein weiteres Problem. Besonders der Eingangsbereich stellt eine Barriere für Rollstuhlfahrer dar. Dazu kommen weitere infrastrukturelle Herausforderungen, wie die Schließung des Restaurants „Okzident“, das insolvent ist und dessen Wiedereröffnung ungewiss bleibt. Die Sanierung von Fenstern und Dächern ist ebenfalls notwendig, während die Brandmeldeanlage veraltet ist und keine Ersatzteile mehr erhältlich sind.
Während das Museum offiziell ein vielfältiges Publikum ansprechen möchte, gibt es klare Regeln: Personen, die rechtsextremen Organisationen angehören, können des Hauses verwiesen werden. Dieses Vorgehen steht im Einklang mit dem Leitbild des Hauses und soll die Integrität der Institution bewahren. Bisher gab es allerdings noch keine Fälle, in denen dies notwendig war.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation für das Museum am Rothenbaum entwickeln wird. Die angekündigten Modernisierungsmaßnahmen, gepaart mit der neuen Ausstellungsstrategie, könnten der Einrichtung helfen, wieder mehr Aufmerksamkeit und Besucher zu gewinnen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob diese Veränderungen Früchte tragen und das Museum in der Lage ist, seine Relevanz in Hamburg und darüber hinaus zu behaupten, wie berichten von www.shz.de zeigen.
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