Döbeln. Holger Weimert, ein engagierter Dachdeckermeister, feierte am 3. Oktober sein zehnjähriges Selbstständigsein. Seine Wurzeln in diesem Beruf reichen tief, da schon sein Urgroßvater, Großvater und Vater in der Dachdeckerbranche tätig waren. Während Weimert zunächst nicht von diesem Beruf begeistert war, entdeckte er mit den Jahren seine Leidenschaft dafür und bezeichnet sich heute als „mit Herzblut dabei“. Nach vielen Jahren in einer großen Firma beschloss er, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und eine eigene Firma zu gründen. „Meine Hand für mein Produkt“, erklärt er, was seine Motivation hinter diesem Schritt verdeutlicht.
In der heutigen Industrie hat Weimert seine Nische gefunden. Er konzentriert sich überwiegend auf kleinere Aufträge wie Reparaturen von Dachrinnen und Dachflächenreinigungen, die oft für größere Firmen unattraktiv sind. „Ich habe mehrere Hausverwaltungen, die mir regelmäßig Aufträge erteilen, und alle sind zufrieden“, fügt er hinzu. Diese strategische Ausrichtung ermöglicht es ihm, im vertrauten Kreis von Döbeln zu bleiben und keine Angestellten einzustellen; stattdessen bewältigt er die Arbeiten mit guter Technik selbst.
Die Herausforderung für junge Meister
Holger Weimert ist seit fast 45 Jahren in der Dachdeckerbranche tätig. Er beobachtet besorgt zwei wesentliche Probleme: einen dramatischen Mangel an Nachwuchs und wachsende bürokratische Hürden. „Die Neulinge ziehen oft in andere Berufe und die Unternehmen finden kaum Nachfolger“, meint er. Viele Betriebe müssen schließen, wenn die Chefs in Rente gehen. Zudem sieht er, dass junge Meister, die eine eigene Firma gründen wollen, dies nur schwer ohne finanzielle Unterstützung oder ausreichend Personal bewältigen können.
Die vom Gesetzgeber auferlegte Bürokratie macht es kleinen Handwerksbetrieben zusätzlich schwer. Weimert berichtet, dass er jede Woche einen halben Tag für bürokratische Aufgaben aufwenden muss. Vor jedem Einsatz sind Genehmigungen einzuholen, was bei jedem Stadtverwaltungsamt unterschiedliche Zeitspannen und Kosten mit sich bringt. „Es wird immer komplizierter. Das merkt der Kunde nicht, er will einfach nur das Ergebnis der Arbeit sehen“, klagt Weimert über die Überregulierung, die die kleine Handwerkskunst belastet und die Aufträge verteuert.
Bürokratie als Hürde
Ein weiteres großes Thema steht für Rechnungstellung bevor: Ab dem nächsten Jahr müssen Rechnungen elektronisch ausgestellt werden. „Ich habe oft mit älteren Kunden zu tun, die kein Internet nutzen. Wie soll ich das dann handhaben?“, gibt Weimert zu bedenken. Diese Herausforderungen reihen sich ein in eine ohnehin geprägte Landschaft von Veränderungen, denn auch in seiner Rolle in der Meisterprüfungskommission hat er das Gefühl, dass die Qualitäten und Standards unter den Lehrlingen gesunken sind. „Oft müssen die Prüflinge Stoff lernen, den sie bereits in der Schule hätten lernen sollen“, erklärt er und verweist auf die generelle Abnahme der Fachkenntnisse.
Dennoch registriert Weimert auch positive Entwicklungen. In der letzten Zeit vertrauen ihm viele Hausverwaltungen genug, um ihm Aufträge ohne vorherige Angebote zu erteilen, was ihm das Leben erleichtert. „Das freut mich sehr und zeigt, dass die Kunden mit meiner Arbeit zufrieden sind“, schließt er mit einem zufriedenem Lächeln.
SZ
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