In Leipzig wird am 2. Oktober 2024 das Gedenken an verfolgte und ermordete Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus mit der Verlegung von 25 neuen Stolpersteinen an acht verschiedenen Orten fortgesetzt. Diese Initiative erhöht die Gesamtzahl der Stolpersteine in der Stadt auf beeindruckende 793, die nun an 274 Standorten aufgestellt sind. Stolpersteine sind kleine, mit Messingplatten versehene Steine, die an ehemaligen Wohnstätten von Opfern des Nationalsozialismus erinnern und somit einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Vergangenheit leisten.
Das Projekt ist das Ergebnis eines engagierten Zusammenspiels vieler Bürger, die sich aktiv an der Recherche von Biografien beteiligen oder die Finanzierung der neuen Stolpersteine unterstützen. Dank dieses Engagements wird das melancholische und gleichzeitig bedeutungsvolle Licht auf die Geschichte der Opfer geworfen, die in Leipzig lebten. Diese Gedenksteine schaffen nicht nur ein Bewusstsein für die Vergangenheit, sondern fördern auch den Dialog über die menschliche Würde.
Besondere Gäste aus der ganzen Welt
Die Verlegung der Stolpersteine zieht auch zahlreiche Gäste aus dem Ausland an. Besonders die Situation im Nahen Osten beeinflusst die Anreise von israelischen Familienmitgliedern, die sich dennoch an der Veranstaltung beteiligen möchten. Eine Videoschaltung wird in der Antonienstraße 14 eingerichtet, um allen Interessierten die Teilnahme zu ermöglichen.
Zu den Persönlichkeiten, deren Lebensgeschichten durch die neuen Stolpersteine gewürdigt werden, gehört unter anderem Wilhelmine Bohmann. Sie wurde in der Karl-Liebknecht-Straße 79 im Rahmen der schrecklichen „Euthanasie“-Morde umgebracht. Aus den USA wird die Enkelin der jüdischen Familie Beer anreisen, die in der Ernst Pinkert Straße 15 lebte. Ihr Vater, Joachim Beer, konnte kurz vor dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland entkommen, während der Rest seiner Familie in dem besetzten Polen ermordet wurde. Diese emotionalen Verbindungen verdeutlichen, wie die Vergangenheit bis in die Gegenwart nachwirkt.
Die Enkelin der Familie Altmann, die in der Funkenburgstraße 11 wohnte, wird aus Australien anreisen. Auch die Familie Katzenellenbogen, die früher im „Mückenschlösschen“ (damals Waldstraße 84) lebte, wird durch einen Enkel aus Wien vertreten. Besonders bemerkenswert ist die jahrzehntelange Vergessenheit, in der viele Schicksale von Menschen der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas untergingen. Zur Erinnerung an die Familie Malkomes, die in der Gutsparkstraße 20 lebte, werden ebenfalls Verwandte aus Süddeutschland erwartet.
Engagement und Unterstützung
Um die Stolpersteine erfolgreich im öffentlichen Raum zu verankern, wurde die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine in Leipzig gegründet. Diese Gruppe besteht aus verschiedenen Organisationen, darunter das Archiv Bürgerbewegung Leipzig sowie die Ephraim-Carlebach-Stiftung. Ihre Aufgaben umfassen die Organisation und Finanzierung der Stolpersteine, die durch Spenden aus der Gemeinschaft unterstützt werden. Die Organisatoren und Förderer sind dankbar für die Unterstützung von vielen Leipzigerinnen und Leipzigern, die sich für dieses wichtige Erinnerungsprojekt einsetzen. Jede Spende ermöglicht es, das Gedenken an die Opfer lebendig zu halten.
Die Verlegung der Stolpersteine ist nicht nur ein Akt des Erinnerns, sondern auch ein Schritt in die Zukunft für die Stadt Leipzig, um die Werte der Menschlichkeit und des Respekts aufrechtzuerhalten. Die fortdauernde Beschäftigung mit der Geschichte und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus sind von zentraler Bedeutung für die Identität dieser Stadt und ihrer Bevölkerung.
Für weitere Informationen zu den Stolpersteinen und den gefallenen Persönlichkeiten können Interessierte einen ausführlichen Bericht lesen hier.
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