In der deutschen Städte Dresden und Leipzig wird die rechtsextreme Pegida-Bewegung am kommenden Sonntag einen entscheidenden letzten Auftritt haben. Laut Schätzungen des Ordnungsamtes werden zwischen 3000 und 5000 Teilnehmer auf dem Neumarkt in Dresden, direkt vor der ikonischen Frauenkirche, erwartet. Dies ist ein Anstieg im Vergleich zu den letzten Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmerzahlen auf maximal 1000 gesunken waren.
Pegida-Chef Lutz Bachmann kündigte in einer Videobotschaft über Telegram an, dass der Rückzug von der öffentlichen Bühne auf gesundheitliche und finanzielle Probleme zurückzuführen sei. Bachmann, der in der Vergangenheit mit mehreren rechtlichen Problemen konfrontiert war, wurde kürzlich wegen Beihilfe zur Volksverhetzung zu 17 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Trotz des angekündigten Endes der Proteste plant er, neue Formate in Form von Podcasts sowie Beiträge im Radio und Fernsehen zu initiieren.
Pegida und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen
Seit der Gründung von Pegida im Oktober 2014, damals noch unter dem Namen „Friedliche Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, hat sich die Bewegung rasant entwickelt. Der erste „Abendspaziergang“ unter Bachmann und Kathrin Oertel zog 350 Personen an, während die Teilnehmerzahlen bis zu 25.000 anstiegen. Die ursprünglichen Anliegen, wie eine kritische Sicht auf die Einwanderung und den Islam, wurden im Lauf der Zeit radikalisiert und polarisierten die Gesellschaft.
Besonders in Leipzig gab es starken Widerstand gegen Pegida: Unter dem Motto „No Legida“ versammelten sich 30.000 Gegendemonstranten, um ein Zeichen gegen die rechtsextremen Ideologien zu setzen. Der damalige Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) engagierte sich aktiv gegen Pegida und Lagida. Diese massiven Proteste lösten eine politische Mobilisierung in der Gesellschaft aus, die viele dazu brachte, sich aktiv zu positionieren.
Die politischen Diskussionen, die Pegida anstoßen konnte, hatten weitreichende Folgen. Verschiedene Akteure der rechtsextremen Szene, wie die AfD und die „Freien Sachsen“, profitierten von dem gesellschaftlichen Klima, das Pegida geschaffen hatte. Bachmann hatte sich nach einem Streit mit Oertel an die Spitze der Bewegung gesetzt, was zu einer weiteren Radikalisierung führte. Auch kam es zu Provokationen, die von der Bühne aus gegen Politiker wie Angela Merkel gerichtet waren.
Nach und nach schrumpfte Pegida jedoch, und die ehemals umfangreiche Facebook-Seite mit 200.000 Unterstützern brachte kaum noch neue Inhalte hervor. Der Fokus ist nun auf den Messenger-Diensten, wo altbekannte Themen geteilt werden. Laut dem Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer wurden viele ursprüngliche Anliegen von Pegida inzwischen von anderen rechtsextremen Kräften aufgegriffen und häufig noch stärker propagiert, was den Einfluss der Bewegung stark minderte.
Die „Freien Sachsen“ haben sogar Pegida als Hauptprotestbewegung in Dresden abgelöst, indem sie eine der größten rechtsextremen Demonstrationen seit Pegida organisierten. Dies zeigt einen dramatischen Wandel in der Dynamik rechtsextremer Bewegungen in Deutschland.