In Düsedau findet aktuell eine unterhaltsame Inszenierung des Mühlentheaters aus dem Kreis Stendal statt, die mit einer fesselnden Handlung aufwartet. Mit einer Arztpraxis als Kulisse spricht das Stück nicht nur die Zuschauer an, sondern beleuchtet auch humorvoll die Herausforderungen des ländlichen Lebens, insbesondere den Ärztemangel, der in der Region herrscht. Die Protagonistinnen setzen sich nicht nur mit den Widrigkeiten des Alltags auseinander, sondern sorgen auch für eine amüsante Schilderung ihres Daseins in einer oft als farblos empfundenen Umgebung.
Die Freundinnen des Stücks zeigen einen starken Charakter und scheuen sich nicht, ihrem Unmut über die begrenzte Erreichbarkeit eines Arztes Luft zu machen, indem sie sogar drohen, den Bus nach Osterburg zu nehmen, der nur zweimal am Tag fährt. Diese Wendung bringt nicht nur einen witzigen Aspekt in die Handlung, sondern regt auch zum Nachdenken über die medizinische Versorgung im ländlichen Raum an.
Der Charakter und die Darsteller
Die zentrale Figur, eine Schwester, stellt sich gegen die unhöflichen Oberzicken, die keinerlei Respekt für den ländlichen Ort zeigen. Sie verdeutlicht, dass der Zugang zu einem Arzt bestimmte Standards voraussetzt, und muss dabei gegen plappernde Freundinnen und einen Möchtegern-Casanova bestehen. Die Dynamik zwischen den Charakteren sorgt für vielschichtige Unterhaltung und lässt das Publikum schmunzeln.
Besonders hervorzuheben ist die Darstellung der kleinen Sorgen und Nöte von Menschen, die in ländlichen Gebieten leben. Die Schwester hat für jeden ein offenes Ohr, egal ob es um Ernsthaftigkeit oder Alltagsprobleme wie Übergewicht geht. Das Stück bringt dabei auch Themen wie die Frage nach der Lebensqualität und persönlichen Wohlfühlfaktoren zur Sprache, was den Zuschauern interessante Anknüpfungspunkte zu ihren eigenen Erfahrungen bietet.
Das Mühlentheater bietet zudem ein besonderes Erlebnis für seine Zuschauer. Auf den Tischen finden sich Rezepte für einen Salbeilikör, der nicht nur gegen Husten empfohlen wird, sondern dem Publikum einen zusätzlichen Grund zur Fröhlichkeit bieten kann. Renate Kleszcz, die Macherin hinter dem Rezept, bietet damit das perfekte Beispiel für die Verbindung zwischen Theater und Gemeinschaft.
Die Leitung des Projekts obliegt Monika Knappe, die bereits zum dritten Mal als Regisseurin im Mühlentheater involviert ist. Ihr Engagement und die detaillierte Vorarbeit, die bereits im Januar begann, zeigen sich in der Komplexität der Inszenierung und der Vielzahl der Darsteller auf der Bühne. Neben Knappe sind auch Uwe Perlitz und Achim Fricke für das Bühnenbild zuständig, was zur Gesamtqualität der Aufführung entscheidend beiträgt.
Die erste Aufführung von „Der Nächste, bitte“ von Hans Schimmel hat vielversprechend begonnen und es stehen noch einige weitere Vorstellungen bis zum 26. Oktober 2024 an, sodass Theaterfreunde die Chance haben, sich in die amüsante Welt der düsedauer Arztpraxis entführen zu lassen. Die 15 Mitglieder des Mühlentheatervereins zeigen in dieser Zeit ein eindrucksvolles Gemeinschaftsgefühl und haben sogar neue Zugänge, die sich der Gruppe anschließen wollen.
Für die Zuschauer ist dies nicht nur eine Gelegenheit, sich zu amüsieren, sondern auch ein frischer Einblick in die Besonderheiten und Herausforderungen des Lebens auf dem Land. Die Verbindungen zur Heimat der Akteure sind spürbar und machen das Stück umso relevanter für Menschen, die in ähnlichen Verhältnissen leben oder diese nachvollziehen können.
Eine umfassende Betrachtung der Herausforderungen im ländlichen Raum und eine kritische Reflexion über ärztliche Versorgung findet sich vermischt in den humorvollen Wendungen und Dialogen des Stücks, was die Darbietung des Mühlentheaters zu einer interessanten kulturellen Erfahrung macht. Auch wenn der Spaß im Vordergrund steht, wird der Zuschauer dazu angeregt, über die Hintergründe nachzudenken, was die Zuschauererfahrung sogar noch bereichert. Informationen zu weiteren Aufführungen und zur Hintergründe der Inszenierung sind hier nachzulesen.