In St. Ingbert gibt es einen Friseursalon, der einen beeindruckenden Zeitraum von 100 Jahren überstanden hat. Der Inhaber Nico Ganster, der in dritter Generation das Geschäft leitet, ist ein lebendiges Lexikon der Haarmoden. Er erinnert sich zurück an die Anfangszeiten des 20. Jahrhunderts, als Friseurbesuche für Frauen zur wöchentlichen Routine gehörten. Die Damen ließen sich mit der Wasserwellentechnik die Haare frisieren, was bedeutete, dass Wickler ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Frisur waren. Ein Hochsteckfrisur war der Gipfel der Eleganz und war äußerst beliebt, während die Herren sich mit kurzen Haarschnitten schmückten, die den betonten Oberkopf in den Vordergrund stellten.
Im Laufe der Zeit haben sich die Trends weiterentwickelt. Laut Ganster dominieren heutzutage sportlichere und pflegeleichtere Frisuren, die nicht nur im Salon, sondern auch auf den Fußballplätzen zu sehen sind. Für viele Männer sind die kurzen Konturen nach wie vor aktuell, während bei Frauen eine Vielzahl an Stylings zur Verfügung steht, die oft von großen Stars auf Instagram und anderen sozialen Medien inspiriert sind.
Die Entwicklung der Haarmode
Wie Ganster erklärt, erlebte die Frisur im letzten Jahrhundert bemerkenswerte Veränderungen. In den 60er Jahren kam der Bob-Stil auf, der viele Frauen begeisterte, gefolgt von der Disco-Ära in den 70ern, als Volumen das A und O war. In den 80ern wurden die Frisuren noch lockerer und auffälliger. Die Einflüsse der Popkultur waren enorm und triggerte neue Moden. Zudem gab es in den 90ern den Aufstieg der „emancipation“ in der Haarpflege, wodurch Männer und Frauen gleichermaßen Zugang zu pflegenden Produkten erhielten, die die Haargesundheit förderten. Dies eröffnete ein neues Kapitel in der Friseurkunst, das auch die Bedingungen für Haarkosmetik grundlegend veränderte.
Während in der Vergangenheit Friseure meist nur die Technik ausführten, kommen heutzutage Kunden mit konkreten Wünschen, die oft von Modetrends aus sozialen Medien geprägt sind. Dies stellt die Friseurkunst vor neue Herausforderungen. Um den Wünschen gerecht zu werden, müssen Friseure nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein Gespür für Trends und Styles haben.
Ganster hebt hervor, dass die Digitalisierung in der Branche nicht stehengeblieben ist. Termine werden vermehrt über Online-Plattformen gebucht und Beratungen finden oft vorab digital statt. Diese Änderungen sind Teil der Notwendigkeit, mit der Zeit zu gehen. Konsumenten erwarten mehr Flexibilität und Erreichbarkeit, was zu einer Anpassung der Unternehmensstrukturen führt.
Insgesamt zeigt die Geschichte des Friseursalons in St. Ingbert, wie stark sich die Haarmode über die Jahrzehnte verändert hat und welche Rolle die jeweilige Zeitströmung dabei spielte. Das Engagement von Friseuren wie Ganster ist unverzichtbar, um den ständig wechselnden Geschmack der Kunden zu erfüllen und dabei traditionelles Handwerk und moderne Trends zu verbinden.
Die spannenden Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre im Friseurhandwerk sind nicht nur ein Zeichen für den Wandel gesellschaftlicher Normen, sondern auch ein Fenster in die persönliche Identität der Menschen. Die Frisur ist oft mehr als nur ein äußerliches Merkmal — sie erzählt Geschichten von Trends, Stil und individuellen Vorlieben. Die enge Verbindung zwischen Friseur und Kunde bleibt weiterhin ein zentrales Element in diesem kreativen Berufsfeld, und so wird der Friseursalon in St. Ingbert auch in Zukunft ein Ort der Begegnung und des Stylings bleiben.