Ein ausgeklügelter Plan für den Anbau von Cannabis wurde von der Polizei in Katlenburg-Lindau, im Landkreis Northeim, aufgedeckt. Bei einer Durchsuchung eines ehemaligen Wohnhauses entdeckten die Ermittler eine beeindruckende Cannabis-Plantage in vollem Betrieb. Zehn Räume waren mit Pflanzenkübeln, Wassertanks und einer umfangreichen Beleuchtungstechnik ausgestattet. Diese Entdeckung gilt als die größte Cannabis-Plantage, die ein Polizist während seiner gesamten Karriere gesehen hat.
Im Zentrum des Verfahrens steht ein 50-jähriger Mann, der bereits wegen Drogenhandels vorbestraft ist. Der Angeklagte muss sich seit Ende September wegen bewaffneten Handels mit Betäubungsmitteln und Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten. Die Staatsanwaltschaft unterstellt ihm, die Überlassung des Grundstücks seines Sohnes organisiert zu haben, auf dem die Plantage eingerichtet wurde. Es wird vermutet, dass der Angeklagte mit seinem Vorhaben eine kontinuierliche Einkommensquelle schaffen wollte.
Das geheime Pflanzenparadies
Die Lage der Plantage, in einem Wohngebiet am Rand von Lindau, sorgte dafür, dass die illegalen Aktivitäten im Verborgenen blieben. Äußerlich war nichts Verdächtiges zu erkennen, da die Betreiber umfangreiche Maßnahmen getroffen hatten, um ihre Aktivitäten zu verstecken. Dazu zählten ein zugemauertes Fenster und festgeschraubte Rollläden, sowie technische Installationen, die Gerüche verhindern sollten. Und es war nicht gerade günstig: Schätzungen zufolge kostete der Umbau und das technische Equipment rund 100.000 Euro.
Das Innere des Hauses war mit einem beeindruckenden Setup ausgestattet: 190 Reflektorlampen, die jeweils mit 600-Watt-Glühbirnen betrieben wurden, sorgten für die notwendige Beleuchtung. An den elektrischen Installationen hatten die Betreiber nicht gespart, denn die monatlichen Stromkosten wurden auf etwa 21.000 Euro geschätzt. Ein Ermittler machte deutlich, dass die gesamte Elektrik fachmännisch verlegt worden war, was auf eine professionelle Vorgehensweise hindeutet.
Illegaler Strom und Wasserentnahme
Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Betreiber den Stromanschluss überbrückt hatten und den Strom unentgeltlich aus dem öffentlichen Netz entnommen hatten. Diese Manipulationen geschahen jedoch in einer Art und Weise, die Sicherheitsrisiken mit sich brachte, da ungesicherte Anschlüsse vorhanden waren. Für die Bewässerung der etwa 2000 Pflanzen wurde Wasser aus einem Brunnen entnommen, das mit Pumpen durch das Gebäude geleitet wurde. Die Pflanzen hätten innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen erntereif gewesen sein können.
Im Zuge des Verfahrens konnten einige Komplizen des Angeklagten festgenommen werden. Zwei von ihnen versteckten sich während der Durchsuchung auf dem Dachboden des Hauses, während ein dritter durch ein Fenster flüchtete, aber wenig später gefasst wurde. Alle drei wurden in einem separaten Verfahren zu Bewährungsstrafen verurteilt.
Diese Enthüllungen bieten einen eindringlichen Einblick in die illegalen Cannabis-Anbaupraktiken und das immense Ausmaß, in dem die Betreiber sich in ihrem Vorhaben raffiniert und zugleich riskant organisiert hatten. Der Prozess gegen den Hauptangeklagten wird in der kommenden Woche fortgesetzt.
Für mehr Informationen zu diesem Fall, siehe den Artikel auf www.goettinger-tageblatt.de.