Pirmasens

Pirmasens diskutiert: Ist das Jugendwort des Jahres wirklich angesagt?

Junge Pirmasenser äußern ihre Meinung zur Wahl des Jugendworts des Jahres 2024 und zeigen sich skeptisch gegenüber den „Top 10“ Begriffen, die viele in ihrem Freundeskreis kaum verwenden – wird die Wahl zum Jugendwort als echte Sprachsnob-Mode oder als kreative Selbstinszenierung entlarvt?

PIRMASENS. Seit 2008 wird vom Langenscheidt-Verlag jährlich ein „Jugendwort des Jahres“ gewählt, mit einer Ausnahme im Jahr 2019. Der Auswahlprozess hat sich in den letzten Jahren aufgrund von Kritik an der Relevanz der Wörter für die Jugendlichen gewandelt. Viele der Jugendlichen, die an der Abstimmung teilnehmen, fühlen sich oft nicht mit den vorgeschlagenen Begriffen identifiziert, da sie diese nicht im alltäglichen Sprachgebrauch verwenden.

In diesem Jahr läuft die Abstimmung für das Jugendwort des Jahres bis zum 8. Oktober auf der Internetseite des Verlags. Die offizielle Bekanntgabe des siegreichen Begriffs wird am 19. Oktober erfolgen. Die Umfrage unter drei Jugendvertretern aus Pirmasens soll der Frage nachgehen, wie repräsentativ die aktuellen Vorschläge der Jugendlichen sind und welche Begriffe tatsächlich in der täglichen Kommunikation verwendet werden.

Jugendliche äußern sich kritisch

Jan Weimann, der 22-jährige Kreisvorsitzende der Jungen Union Pirmasens und Stadtrat der CDU, ließ sich zu seinen Top-Drei-Vorschlägen „Yolo“, „Digga“ und „Talahon“ hinreißen. Interesse zeigt er an der aktuellen Liste, war jedoch überrascht, viele Wörter nicht zu kennen. Begriffe wie „Akh“, „Schere“ und „Yurr“ sind ihm bislang unbekannt geblieben. In seinem Freundeskreis sind die Wörter „Digga“ und „Talahon“ am gebräuchlichsten. Dass „Yolo“, ein Begriff aus dem Jahr 2012, nun wieder unter den Favoriten ist, überrascht ihn: „Das benutzt doch mittlerweile kein Mensch mehr.“

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Weimann bringt einen eigenen Vorschlag ein: Das Wort „daubnern“, gewidmet der Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner, die seit 2021 durch ihre Videos zu Jugendwörtern im Netz eine Art Kultstatus erlangt hat.

Felix Doniat, der zweite stellvertretende Vorsitzende des Pirmasenser Jugendstadtrats, hatte bereits vorher eine Vermutung zu den häufigsten Wörtern und lag mit „Aura“ und „Talahon“ richtig. Er verwendet viele der aktuellen Wörter sogar selbst, selbst wenn ihm der Begriff „Schere“ unbekannt blieb. Einer Umfrage unter seinen Freunden zufolge nutzen sie „Aura“ und „Talahon“ am meisten.

Luis Wittmer, 20 Jahre alt und Naturfotograf sowie Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Er äußert einen kritischen Blick auf die Bedeutung der Wahl selbst und bezeichnet diese als „selbsterfüllende Prophezeiung“. In seiner Wahrnehmung seien viele Wörter erst durch die Wahl ins Bewusstsein gerückt, ohne dass sie zuvor tatsächlich im Gespräch verwendet worden wären. Auch er hat keine Verwendung für die Wörter „Schere“, „Akh“ und „Nein Pascal, ich denke nicht“ in seinem Freundeskreis festgestellt, betrachtet jedoch „Aura“ als sein typisches Jugendwort.

In der Auflistung der Top zehn Wörter für dieses Jahr sind interessante Vorschläge vertreten, wie „Digga“ als Anrede für einen Freund, und auch „Yolo“ als Abkürzung für „you only live once“. Dabei birgt der Begriff „Talahon“ eine Kontroversität, da er in den sozialen Medien auch in negativer Weise gebraucht wird, insbesondere als rassistische Kennzeichnung für junge Araber. Die Jugendlichen scheinen in ihrer Einschätzung klar zu sein, welche Begriffe tatsächlich in ihrem Alltag eine Rolle spielen.

Info

Die Top zehn:

  1. „Schere“: Schuldeingeständnis unter Computerspielern
  2. „Digga(h)“: Anrede für einen Freund oder Bekannten
  3. „Yolo“: Abkürzung für „you only live once“; Begründung für riskante Entscheidungen
  4. „Hölle nein“: Englisch „hell no“; eine starke Ablehnung
  5. „Yurr“: Begrüßung und Einleitung einer Frage
  6. „Pyrotechnik“: Ableitung aus dem gleichnamigen Lied, bekannt durch soziale Medien
  7. „Aura“: Persönliche Ausstrahlung, Wirkung auf andere
  8. „Akh“: Arabisch für „Bruder“, Anrede unter Freunden
  9. „Talahon“: aus dem Arabischen, wird für Menschen mit stereotypem Aussehen oder Verhalten verwendet. Der Begriff wird mittlerweile auch als rassistischer Ausdruck für junge Araber, vor allem in den sozialen Medien, missbraucht.
  10. „Nein Pascal, ich denke nicht“: Ausdruck der Ablehnung

Die Top drei (bekanntgegeben am 10. September; Abstimmung läuft noch bis zum 8. Oktober):

  1. „Talahon“
  2. „Aura“
  3. „Schere“

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