Ludwigshafen

Toxische Beziehungen erkennen: Experten klären im Heinrich-Pesch-Haus auf

Ein erschütterndes Thema wird ins Licht gerückt: Toxische Beziehungen, die nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch am Arbeitsplatz oder in Vereinen vorkommen. Am Dienstag im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen informierten Expertinnen über die alarmierenden Merkmale solcher schädlichen Bindungen. Die Psychotherapeutin Stephanie Kneuper betont: „Toxische Beziehung ist kein wissenschaftlicher Begriff“, sondern beschreibt eine Beziehung, in der eine Person systematisch gedemütigt wird – sei es emotional oder körperlich.

Besonders besorgniserregend ist, dass in 80 Prozent der Fälle Frauen betroffen sind, wie die Sozialpädagogin Katja Neumann erläutert. Diese ungesunden Dynamiken folgen oft dem Muster „Zuckerbrot und Peitsche“: Zunächst wird das Opfer mit Zuneigung überschüttet, nur um dann mit Beleidigungen und Manipulationen konfrontiert zu werden. Die Betroffenen verlieren zunehmend ihr Selbstbewusstsein und beginnen, an sich selbst zu zweifeln. Eine Frau aus Speyer, die jahrelang in einer toxischen Beziehung lebte, beschreibt die Qualen, die sie durchleiden musste, und wie schwer der Ausstieg war.

Die Qual der Trennung

Ein weiteres Beispiel einer Teilnehmerin zeigt die emotionale Achterbahnfahrt: Nach einer schmerzhaften Trennung leidet sie unter der Sehnsucht nach den schönen Momenten mit ihrem Partner, obwohl sie die toxischen Aspekte hinter sich gelassen hat. Psychotherapeutin Kneuper weist darauf hin, dass toxische Beziehungen oft lange dauern, weil die Betroffenen die positiven Seiten der Beziehung idealisieren und glauben, dass Konflikte zur Liebe dazugehören. Viele haben nie erlebt, dass Liebe auch ohne Streit entstehen kann.

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Die Expertinnen betonen, wie wichtig es ist, Betroffenen zu helfen, ohne sie zu drängen. „Trenn dich sofort“ funktioniert nicht, stattdessen sollten Freunde und Verwandte unterstützen, indem sie das Verständnis für die toxischen Muster fördern. Der erste Schritt ist, darüber zu sprechen und sich jemandem anzuvertrauen – eine Entwicklung, die als positiv gewertet wird, da das Thema körperlicher und seelischer Gewalt endlich öffentlich diskutiert wird. Toxische Beziehungen sind kein neues Phänomen, doch das Schweigen darüber hat lange angehalten.

Quelle/Referenz
swr.de

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