
Die britische Denkfabrik Rusi warnt in einer aktuellen Analyse, dass Russland im Ukraine-Krieg seine Rüstungsproduktion deutlich erfolgreicher steigern konnte als die europäischen NATO-Staaten. Diese Entwicklung könnte erhebliche strategische Bedrohungen für die NATO und deren konventionelle Abschreckung bedeuten, da Russland zwischen 2022 und 2024 die NATO-Staaten in der Rüstungsproduktion übertroffen hat, obwohl es über geringere wirtschaftliche Möglichkeiten verfügt. Der Bericht von OE24 hebt hervor, dass der Fokus Russlands auf der Herstellung einfacher Waffen liegt.
Ein zentrales Problem für Europa besteht im mangelnden Austausch und in der Koordination unter den NATO-Mitgliedsländern. Laut dem Bericht hat Europa es versäumt, die Produktion grundlegender Munition erheblich zu steigern und die Bestände an Präzisionswaffen aufzufüllen. Unter anderem wird als Ursache für die Zulieferengpässe in Europa ein eher geringerer Fokus auf Massenproduktion im Vergleich zu hochentwickelten Waffensystemen genannt. Zudem führen bürokratische Hürden und unzureichender Zugang zu Testinfrastruktur zu weiteren Verzögerungen.
Die Herausforderung der Rüstungsproduktion in Europa
Großbritannien hat beispielsweise tragbare Waffen, die 2022 an die Ukraine geliefert wurden, nicht ersetzen können. Die Produktion von Artilleriemunition wird durch die mangelnde langfristige Investitionsbereitschaft der Regierungen behindert. Regelungen zur Haltbarkeit von Munition erschweren zudem den Aufbau größerer Bestände. Diese Probleme schränken nicht nur die kurzfristige Verteidigungsfähigkeit der Ukraine ein, sondern führen auch zu strukturellen Schwächen in der gesamten europäischen Verteidigungsindustrie.
Zusätzlich zeigt eine Studie von EY und DekaBank, dass europäische NATO-Länder jährlich 72 Milliarden Euro in den Rüstungssektor investieren und damit rund 680.000 Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Sollte die Verteidigungsausgaben auf 3 Prozent des BIP erhöht werden, wären zusätzliche 65 Milliarden Euro pro Jahr notwendig, was 660.000 weitere Arbeitsplätze schaffen könnte.
Dringende Reformen und Investitionen notwendig
Die Studie hebt auch hervor, dass selbst bei einem Waffenstillstand in der Ukraine eine Steigerung der Verteidigungsausgaben und eine Expansion des Rüstungssektors in Europa zu erwarten sind. Jeder Euro, der in den Verteidigungssektor investiert wird, könnte eine volkswirtschaftliche Aktivität in Höhe von etwa doppelt so viel generieren. Zukünftige Investitionen in Rüstungsgüter könnten zur Schaffung von über 190.000 direkten Arbeitsplätzen in der Rüstungsbranche führen, zudem wären 340.000 indirekte Arbeitsplätze bei Zulieferern und 150.000 induzierte Arbeitsplätze betroffen.
Allein in Deutschland werden über 137.000 Arbeitsplätze durch diese Investitionen gesichert. Der Schwerpunkt auf der Rüstungsproduktion könnte auch zu einem Umsatzwachstum von 20 bis 40 Prozent für die Unternehmen des Sektors führen. Um jedoch die fragmentierte Branche zu reformieren und die NATO-Mitglieder vor Störungen in den Lieferketten und Produktionsverzögerungen zu schützen, sind dringende Maßnahmen erforderlich.
Insgesamt zeigt die Analysen, dass Russland durch eine strategisch angelegte Rüstungsproduktion einen signifikanten Vorsprung gewonnen hat, während Europa vor großen Herausforderungen steht, um die eigenen Verteidigungsfähigkeiten zu stärken und die Abhängigkeit von den USA zu verringern.
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