In Deutschland steht ein prominent gewordener Tiktok-Prediger, der unter dem Namen „Abdelhamid“ bekannt ist, wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug im Fokus der Ermittlungen. Der 33-Jährige hat auf Tiktok und Instagram eine beachtliche Anhängerschaft aufgebaut, die zu Hunderttausenden zählt. Laut den deutschen Sicherheitsbehörden gilt seine eindringliche und kumpelhafte Art, in Sporttrikots zu predigen, als potenzieller Einstieg in eine Radikalisierungsspirale, auch wenn er aus diesem Grund vorerst nicht festgenommen wurde.
Der Grund für die Ermittlungen liegt jedoch nicht in seinem extremistisch-salafistischen Weltbild, das vom NRW-Verfassungsschutz als gefährlich eingestuft wird, sondern in einem umfangreichen Betrugsverdacht. Abdelhamid soll über 19 Spendenaufrufe für supposed notleidende Kinder und wohltätige Zwecke mehr als 353.000 Euro gesammelt haben. Ermittlungen zeigen jedoch, dass nur ein Bruchteil dieser Summe, etwa 5.000 Euro, tatsächlich den angegebenen Zwecken zugeleitet wurde.
Familienbande und luxuriöser Lebensstil
Zusammen mit seiner 33-jährigen Partnerin und seiner 37-jährigen Schwester steht Abdelhamid zudem unter Verdacht, in den Betrug verwickelt gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen sie. Es ist bemerkenswert, dass der Prediger bereits eine Vorgeschichte mit rechtlichen Schwierigkeiten hat, da ihm zuvor Geldstrafen auferlegt wurden, was der Staatsanwältin Laura Neumann zu entnehmen war.
Die Vorstellung, dass ein Prediger, der sich als Vorbild für eine Jüngerschar präsentiert, das gesammelte Geld in Luxusuhren und einen extravaganten Lebensstil investiert, verblüfft viele. Ein Richter hat ihn mittlerweile in Untersuchungshaft genommen, da Flucht- und Wiederholungsgefahr bestehen. Zu den aktuellen Vorwürfen wollte sich Abdelhamid bislang nicht äußern – in Deutschland gilt die Unschuldsvermutung.
Die Ermittler haben mit Sorge festgestellt, dass die Spendenaufrufe des Predigers oft unklar und vage formuliert waren. So nannte er in der Regel nicht konkret, wohin das Geld fließen sollte, und machte keine offiziellen Kooperationen mit Hilfsorganisationen publik. Die Ermittlungsarbeit, die unter dem Decknamen „Spende“ begann, reicht bis ins Jahr 2021 zurück. Auch in der Vergangenheit war bereits eine Durchsuchung bei Abdelhamid durchgeführt worden, doch anscheinend ließ er sich davon nicht abhalten, weiterhin Spenden zu akquirieren.
Neuerdings haben die Behörden Hinweise erhalten, dass der Prediger plant, sich nach Dubai abzusetzen. Dies war einer der Gründe, warum die Ermittler erneut aktiv wurden. Dabei wurden Vermögensarreste erwirkt und drei Wohnungen durchsucht. Die Fahnder sicherten Vermögenswerte in Höhe von 353.000 Euro, also die Summe des mutmaßlichen Schadens. Außerdem wurden große Bargeldbeträge in Höhe von 20.000 Euro, mehrere Luxusuhren der Marke „Rolex“ und teure Handtaschen beschlagnahmt. Eine Limousine aus Stuttgart wurde ebenfalls sichergestellt, und zusätzlich wurden sieben Bankkonten gepfändet.
Abdelhamid hat sich in der islamistischen Szene mit seiner Präsenz in den sozialen Medien gravierend hervorgetan. Sowohl das Lagebild Islamismus als auch der Bericht des NRW-Verfassungsschutzes widmen dem Düsseldorfer Huang eine eigene Rubrik. Dabei zieht sein einfacher, leicht verständlicher Sprachstil zahlreiche Fans an – im Januar zählte er bereits über zehn Millionen „Likes“ auf Tiktok. In gewisser Weise setzt er die Arbeit von Pierre Vogel fort, der nun eine Boxschule bei Köln betreibt und den extremistischen Salafismus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
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