In Nümbrecht wurde am Samstagabend ein bewegendes Gedenken an die Reichspogromnacht von 1938 abgehalten. Zahlreiche Gäste versammelten sich am ehemaligen jüdischen Friedhof, um der schrecklichen Ereignisse zu gedenken, die vor 86 Jahren stattfanden. Bürgermeister Hilko Redenius betonte die Dringlichkeit, sich an diese dunkle Zeit zu erinnern: „So etwas darf nie wieder passieren. Wichtig ist, dass wir aufstehen und uns zeigen. Wir vergessen nicht.“
Landrat Jochen Hagt sprach eindringlich über die Gräueltaten, die damals in aller Öffentlichkeit geschahen: „Dieser Akt der Barbarei spottet jeder menschlichen Wertung. So etwas wollen wir nicht wieder.“ Am 9. November 1938 brannten die Synagogen, Menschen wurden vertrieben, Existenzen ausgelöscht. Hagt forderte einen entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus in allen Lebensbereichen, sei es in Vereinen, auf der Straße oder in sozialen Medien. Schülerinnen der Sekundarschule Wiehl erinnerten stellvertretend an die Nümbrechter Familien Bähr, Herz und Goldbach und trugen den Text eines jüdischen Widerstandsliedes vor, das die Passivität in solch schweren Zeiten kritisiert.
Emotionale Darbietungen und Gedenken
Pfarrer Michael Stries erinnerte daran, dass Nümbrecht einst eine Synagoge hatte und dass Judenfeindlichkeit bis in die Antike zurückreicht. Er warnte, dass Antisemitismus auch heute keine politischen Grenzen kennt: „Die Gegenwart sieht bedroht aus.“ Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von Jaroslaw Petresky, der sowohl ein bewegendes Stück aus dem Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ als auch die Melodie zu „Es brennt Brüder, es brennt“ auf der Geige spielte. Nach diesen Darbietungen legten Harry Schulze und Frank Bohlscheid einen Kranz am Gedenkstein nieder, während Marion Reinecke ein jüdisches Gebet für die Toten, das Kaddish, sprach, um Leo Bähr und die Nümbrechter Juden zu ehren.
Judith Dürr-Steinhart vom Freundeskreis Wiehl-Jokneam schloss die bewegende Veranstaltung mit einem Dank an die vielen Anwesenden, insbesondere an die Jugendlichen, die mit ihrem Beitrag einen wichtigen Teil des Gedenkens leisteten. Die Veranstaltung war nicht nur eine Erinnerung, sondern auch ein eindringlicher Aufruf zur Wachsamkeit und zum Handeln gegen Antisemitismus in der heutigen Zeit.