Der Blinden- und Sehbehindertenverein Kreis Mettmann (BSV KME) feierte sein 90-jähriges Bestehen mit einer eindrucksvollen Ausstellung in der Stadtbibliothek Mettmann. Diese fand im Rahmen der "Woche des Sehens" statt, einer nationalen Initiative, die darauf abzielt, auf die Herausforderungen des Sehverlusts aufmerksam zu machen. Die Veranstaltung zog zahlreiche Besucher an, die sich über verschiedene Hilfsmittel und Unterstützungsangebote informieren konnten.
Tamara Ströter und Michaele Gurzinski, die beiden Vorsitzenden des BSV KME, sind persönlich von der Erbkrankheit Retinitis Pigmentosa betroffen. Diese Krankheit betrifft die Netzhaut und führt zu einem fortschreitenden Verlust der Sehkraft, was beispielsweise zu Nachtblindheit und einem eingeschränkten Sichtfeld führt. Ströter, die seit 2003 vollständig erblindet ist, betont die Notwendigkeit eines größeren Bewusstseins für die Herausforderungen, denen sich sehbehinderte Menschen im Alltag gegenübersehen, insbesondere im Straßenverkehr.
Herausforderungen und Alltag
Die Vorsitzenden des BSV KME setzen sich aktiv für die Sichtbarkeit blinder und sehbehinderter Menschen in der Gesellschaft ein. Ströter erläutert, dass ihre Erfahrung zeigt, wie gefährlich es sein kann, wenn Passanten unaufmerksam sind. Oft stolpern Menschen über ihren Blindenstock oder nehmen Gefahrensituationen, beispielsweise durch leise E-Autos, nicht zur Kenntnis. Ihre Botschaft an die Öffentlichkeit lautet: "Fragen Sie, wie Sie helfen können." Es ist eine Einladung, Menschen mit Behinderungen ernst zu nehmen und Unterstützung anzubieten.
Zusätzlich zu den Informationsständen und Hilfsmitteln bietet der Verein etwa Fühlsäckchen an, in denen verschiedene Gegenstände versteckt sind, die ertastet werden können. Diese Aktivität soll das Bewusstsein fördern, wie stark der Alltag von blinden Menschen durch den Verlust des Sehens beeinflusst wird. Mabel Stickley, die frühere Behindertenbeauftragte der Stadt Mettmann, nutzt Papp-Brillen, um gesunden Menschen zu zeigen, wie es ist, mit verschiedenen Sehbehinderungen zu leben.
Technologische Hilfsmittel und Apps
Ein zentraler Punkt der Attraktionen bei der Ausstellung waren die neuesten technologischen Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern können. Ein besonders bemerkenswertes Gerät ist das "VoxiVision", ein Smartphone, das in der Lage ist, Texte durch die Kamera zu erfassen und laut vorzulesen. Zudem ermöglicht die App LOC.id eine drahtlose Verbindung zu Ampeln und Baustellen-Baken, um Warnsignale zu geben und den Nutzer vor Hindernissen zu warnen.
Diese Technologien bieten eine bedeutende Unterstützung für blinde und sehbehinderte Menschen, obwohl nicht alle Städte über die notwendigen Infrastrukturen verfügen. Besucher wie Herwart Schütte, betroffen von einer altersbedingten Makuladegeneration, äußern, dass die Stadtplanung oft versagt, wenn es um die Gestaltung barrierefreier Umgebungen geht. Überstehende Sträucher und Leitlinien, die als Orientierungshilfen dienen, sind häufig nicht ausreichend berücksichtigt.
Der BSV KME engagiert sich nicht nur für die Bereitstellung von Hilfsmitteln, sondern auch dafür, diese wichtigen Themen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Es herrscht Einigkeit darüber, dass die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer oft im Fokus steht, während Lösungen für blinde Menschen häufig vergessen werden. Der Verein plant, weiterhin aktiv auf diese Probleme aufmerksam zu machen und notwendige Veränderungen in der Stadt zu fördern.
Die Ausstellung in Mettmann hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig es ist, das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderungen zu schärfen und gleichzeitig den Austausch zwischen Betroffenen zu fördern. Der BSV KME spielt dabei eine zentrale Rolle und sorgt dafür, dass die Herausforderungen und die Lebensrealität dieser Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Detailreiche Informationen über die Aktivitäten und Angebote des Vereins sind außerdem hier zu finden.
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