In Krefeld ereignete sich in der Nacht zum 31. Mai ein schwerer Überfall, bei dem ein 44-jähriger Passant mit einem Küchenmesser attackiert wurde. Die mutmaßlichen Täter, zwei Brüder im Alter von 15 und 19 Jahren, wurden noch in der gleichen Nacht gefasst. Nach über vier Monaten wird nun das Urteil gegen die beiden verkündet, und das Landgericht Krefeld spricht sie in einem bedeutenden Verfahren schuldig.
Die beiden Brüder haben zugegeben, dass sie in der Nacht gezielt nach einem Opfer suchten. Sie bedrohten den Radfahrer mit einem Messer, raubten ihn aus und verletzten ihn schwer. Das Opfer, ein Handwerker, gelang es, trotz der lebensgefährlichen Verletzung zu fliehen und die Polizei zu alarmieren. Die mutmaßlichen Täter wurden daraufhin mit einer Beute von nur 20 Euro und zwei Kreditkarten gefasst.
Urteil und Strafen
Das Gericht verhängte eine 20-monatige Jugend-Bewährungsstrafe gegen den älteren Bruder und entschied sich für drei Jahre Jugendstrafe für den Jüngeren. Dieser wurde zudem für den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung verurteilt, da er dem Opfer das Messer in den Rücken stach. Die Richter blieben damit nur knapp unter den Forderungen des Staatsanwalts, der zwei Jahre Bewährung für den Älteren und dreieinhalb Jahre für den Jüngeren angepeilt hatte.
Ursprünglich war dem 15-Jährigen sogar versuchter Mord vorgeworfen worden, doch die Richter stellten fest, dass er in dem Moment lediglich seinem Bruder helfen wollte und nicht die Absicht hatte, das Opfer zu töten. Diese Schilderung wurde von den Richtern akzeptiert, nicht jedoch ohne die Tatsache zu ignorieren, dass der jüngere Bruder eine schädliche Neigung zeigte, was sich in seiner hohen Rückfallgeschwindigkeit äußerte.
Erst zwei Monate vor der Tat hatte er einen 14-tägigen Dauerarrest wegen eines früheren Körperverletzungsdelikts verbüßt. Die Ratschläge des Verteidigers, einen offenen Vollzug in der Haft zu erwägen, wurden von den Richtern zurückgewiesen.
Die Tathergänge und ihr Motiv
Gemäß der Aussage des Verteidigers suchten die Brüder in der Nacht verzweifelt nach einer Möglichkeit, an Geld zu kommen, um die finanziell angespannte Situation ihrer Familie zu verbessern. Diese hatte sich nach der Krebserkrankung ihrer Mutter weiter verschärft. Ausgerüstet mit einem Küchenmesser und einer Machete, das sie für den Überfall mitgebracht hatten, waren die Brüder nach eigenen Angaben ziellos durch die Nachbarschaft gezogen, bis sie auf das zufällige Opfer trafen.
Der 44-Jährige war nach einem geselligen Abend von Freunden nach Hause gekommen, als die Brüder ihn nach Feuer fragten und ihn dann mit einer Machete bedrohten. Bei dem Übergriff warf das Opfer seinen Rucksack zur Seite, doch der 15-Jährige ramte ihm das Messer in den Rücken, um seinen Bruder zu verteidigen.
In einem dramatischen Moment gelang es dem Handwerker, die Täter blutend zu verfolgen, nachdem er über die Verletzung geschockt die Polizei informierte. Er stellte fest, dass das Messer zehn Zentimeter in seinen Körper eingedrungen war und nur durch eine gebrochene Rippe lebenswichtige Organe wie die Niere davon abgehalten wurden, getroffen zu werden. Er beschreibt die Verletzung als schmerzhaft, aber letztlich als Glück, das ihm das Überleben sicherte.
Die körperlichen und seelischen Folgen der Tat sind gravierend. Der Handwerker ist momentan arbeitsunfähig, fühlt sich durch seine Kinder in ständiger Angst und benötigt therapeutische Unterstützung. Dies alles floss in das heutige Urteil der Strafkammer ein. Die beiden Brüder haben sich in einem Schreiben an ihn entschuldigt und ihm 2.000 Euro als Entschädigung übergeben, doch der Anwalt des Opfers äußerte sich: „Von der Entschuldigung kann sich mein Mandant nichts kaufen.“
Der 19-Jährige wird nach über vier Monaten Untersuchungshaft nun auf freien Fuß gesetzt, während die Strafe des jüngeren Bruders noch nicht vollstreckt werden muss. Die Richter haben als Teil des Urteils angeordnet, dass er innerhalb von sechs Monaten 50 Sozialstunden leisten muss sowie eine Ausbildung beginnen oder einen Schulabschluss in den nächsten zwei Jahren nachholen.
Die Verteidiger erklärten im Gerichtssaal bereits den Verzicht auf Rechtsmittel, was darauf hindeutet, dass das Urteil wahrscheinlich rechtskräftig ist. Die ernsthaften Ereignisse, die zu diesem Urteil führten, werfen einen langen Schatten und stellen die Frage nach der Verantwortung junger Menschen und den Umständen, die zu solch kriminellem Verhalten führen.
Für mehr Informationen zu diesem Fall, siehe den Bericht auf www1.wdr.de.
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