Köln

Wende in der Kirche: Wie die ForuM-Studie die Evangelische Gemeinde erschüttert

Skandalöse Enthüllungen aus der ForuM-Studie erschüttern die evangelische Kirche: Stadtsuperintendent Bernhard Seiger bringt in Frechen brisante Themen zur Sprache und fordert umfassende Aufarbeitung des jahrzehntelangen Missbrauchs – ein langer Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens beginnt!

Die Diskussion über schwierige gesellschaftliche Themen hat in der Evangelischen Kirchengemeinde Frechen eine neue Dimension erreicht. In einem kürzlich abgehaltenen Stiftungsforum mit Stadtsuperintendent Bernhard Seiger wurde die bedeutende ForuM-Studie thematisiert, die weitreichende Folgen für die evangelische Kirche hat. Seiger kam, um die Ergebnisse sowie den aktuellen Stand der Aufarbeitung zu präsentieren und betonte die Komplexität des Themas.

Die ForuM-Studie, die am 25. Januar 2024 veröffentlicht wurde, wird als eine Zeitwende für die evangelische Kirche beschrieben. In ihren 870 Seiten behandelt sie tiefgreifende Missstände und schürt die Notwendigkeit, sich intensiver mit schmerzhaften Themen auseinanderzusetzen. Seiger machte deutlich, dass viele Betroffene über Jahrzehnte hinweg unter den Konsequenzen leiden und die damit verbundene Scham weiterverbreitet ist. Er sprach von den Herausforderungen, die die Kirche nun bewältigen muss, um die Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.

Niveaus der Aufarbeitung

Ein zentrales Thema des Abends war die Art und Weise, wie die Kirche die Aufarbeitung gestalten will. Hier betonte Seiger, dass Geschwindigkeit nicht die oberste Priorität haben dürfe, sondern die Qualität des Prozesses. Dabei spielt die Einbindung externer Stellen eine essenzielle Rolle, um einer oberflächlichen Betrachtung der Probleme vorzubeugen. Diese externe Perspektive ist entscheidend, um glaubhafte Ergebnisse zu erzielen.

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Seiger äußerte auch Bedenken bezüglich des Designs der Studie selbst: Die Ausrichtung an der katholischen Kirche habe dazu geführt, dass einige wichtige Aspekte nicht ausreichend beleuchtet wurden, besonders die Einbeziehung anderer Berufsgruppen und Ehrenamtlicher. Trotz dieser Mängel hielt er die Studie für insgesamt gelungen und hob hervor, dass die Perspektiven der Betroffenen unbedingt Gehör finden müssen.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Diskussionsrunde waren verschiedene Methoden der Aufarbeitung, die in der evangelischen Kirche implementiert werden müssen. So sind bereits differenzierte Fragebögen entwickelt worden, um die Dokumentation und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu strukturieren. Zur Unterstützung sind derzeit 23 Staatsanwält*innen mit der Bearbeitung der Fälle betraut, was dazu beitragen soll, den Vorwurf der Vertuschung in den Raum zu nehmen.

Seiger beleuchtete außerdem die gegenwärtige Wahrnehmung der Kirche in der Öffentlichkeit. Dabei kam er nicht umhin, die Notwendigkeit einer internen Kritik an der eigenen Institution zu betonen. „Wir müssen unser Bild von der Kirche hinterfragen“, bemerkte er und wies auf die Problematik des Einflusses charismatischer Persönlichkeiten hin, die oft ungenügend kontrolliert wurden. Diese Mängel führten zu einem Mangel an Transparenz und Verantwortlichkeit, was sich in der Formulierung von „organisierter Verantwortungslosigkeit“ in der Studie niederschlug.

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Theologische Perspektiven und Herausforderungen

Die theologischen Implikationen, die sich aus den Ergebnissen der ForuM-Studie ergeben, standen ebenfalls im Mittelpunkt der Diskussion. Seiger wies darauf hin, dass die Kirche auch in ihrer spirituellen Dimension mit Machtstrukturen kämpfen müsse, die oft zu Abhängigkeiten führen. Diese Verknüpfung zwischen Spiritualität und Sexualität könne problematische Dynamiken hervorrufen, die dringend adressiert werden müssen.

In der anschließenden Diskussion wurden persönliche Erfahrungen und der Fortgang der bereits durchgeführten Schulungen angesprochen. Seiger klärte über die Abläufe in Verdachtsfällen auf und stellte die Balance zwischen dem notwendigen Vertrauen und der Prävention zur Diskussion. Eine grundlegende Erkenntnis war, dass es nicht die Aufgabe der Betroffenen sei, den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen. „Wir dürfen nicht zu schnell mit Versöhnung kommen“, forderte Seiger eindringlich und stellte die Notwendigkeit fest, das Leid der Betroffenen im Mittelpunkt zu betrachten.

Der Abend bot einen tiefen Einblick in die laufenden Bemühungen der Kirche um Transparenz und Verantwortung. Seiger schloss mit optimistischen Worten: „Wir machen Fortschritte! Wir versuchen, sprachfähiger zu werden und Hinzuschauen, wo zuvor weggeschaut wurde“, und betonte, wie wichtig es ist, dass dieser Prozess nicht nur in der Notwendigkeit, sondern auch im Glauben an eine bessere Zukunft verankert wird.

Die angestoßenen Gespräche und Überlegungen aus dem Forum stehen für einen notwendigen Schritt hin zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, denen sich die Kirche zu stellen hat. Der Diskurs wird dabei nicht nur von den Betroffenen, sondern von der gesamten Gemeinde ausgehen müssen, um echte Veränderungen zu bewirken.

Mehr Informationen zu diesem Thema sind in einem Bericht auf www.kirche-koeln.de zu finden.

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