Auf der Hohenzollernbrücke in Köln herrscht derzeit viel Baustellenaktivität, während der Regional-Express aufgrund der Bauarbeiten im Stau steht. Dieter Baier, der Projektleiter für das elektronische Stellwerk Köln, zeigt sich optimistisch und erklärt, dass die Modernisierung des Stellwerks am Hauptbahnhof sowie den Standorten in Bonn Bad Godesberg und entlang des Rheins mitten im Umbauprozess steckt.
Seit dem 16. September ist der Bahnverkehr in den Bereichen Brücke, Hauptbahnhof und Köln-Messe/Deutz nur eingeschränkt möglich. Diese Situation wird voraussichtlich bis zum 31. Oktober andauern. „Die Bauarbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, und Mitte 2025 starten wir mit der Abnahme“, verkündet Baier und verspricht einen Normalbetrieb ab Anfang 2026.
Kosten von 325 Millionen Euro für die Modernisierung
Die riesige Summe von 160 Millionen Euro fließt allein in die Aufrüstung des Stellwerks am Hauptbahnhof, während weitere 165 Millionen Euro für die anderen Standorte veranschlagt sind. Diese Investitionen sollen in erster Linie dazu dienen, den Zugverkehr zuverlässiger zu gestalten und eine bessere Steuerung bei Betriebsstörungen zu ermöglichen. Ein Sprecher der Bahn betont, dass dies die Grundlage für eine zukünftige vollständige Digitalisierung des Zugbetriebs bildet.
Im Gespräch mit Norbert Reinkober, dem Geschäftsführer von go.Rheinland, wird deutlich, dass die Digitalisierung der Kölner S-Bahn bereits konkret in den Planungen verankert ist. Ab 2033 sollen zusätzliche 90 neue S-Bahnen in Betrieb genommen werden, die in einem Rahmenvertrag mit Alstom über 30 Jahre lang kosten werden. „Diese neuen S-Bahnen sind bereits für die digitale Steuerung vorbereitet“, erklärt Reinkober und verweist auf die Notwendigkeit, die Bahnhöfe zu erweitern, um einen stabilen Fahrplan zu gewährleisten.
Die aktuellen Bauarbeiten sollen dies alles unterstützen, doch die Unsicherheit bezüglich der Betriebsführung bleibt. In einer Presserklärung von vor zwei Wochen hat die Deutsche Bahn angekündigt, dass operative Maßnahmen zur Entlastung der großen Knotenpunkte, wie Köln, notwendig seien. Der Grund ist, dass die Infrastruktur nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten könne, was die Umsetzung neuer Betriebskonzepte erforderlich macht.
Kritik an der neuen Strategie der Deutschen Bahn
„Wir sind besorgt, dass die angekündigten Änderungen mehr Fragen aufwerfen als sie lösen“, sagt Reinkober. Trotz mehrfacher Anfragen an die Deutsche Bahn bleiben seine Fragen zu den neuen Betriebskonzepten unbeantwortet. „Wir wissen nicht, was genau mit Reisendenlenkung gemeint ist oder ob das mögliche Einschränkungen für den S-Bahn-Betrieb mit sich bringt“, fügt er hinzu. Diese Unklarheiten tragen zur Verunsicherung unter den Pendlern und Reisenden in der Region bei.
Zusätzlich äußert Reinkober Bedenken, dass die 325 Millionen Euro für die Modernisierung der Stellwerke nicht den erhofften Fortschritt bringen könnten. „Wir befürchten, dass diese Maßnahmen politisch motiviert sind und dazu dienen sollen, die Unzulänglichkeiten der Infrastruktur auszublenden“, erklärt er und weist darauf hin, dass ein stabiler Betrieb der S-Bahn ohne digitale Systeme kaum möglich sei, wenn nicht auch die Hochleistungskorridore in die Planung einbezogen werden. Diese Entwicklungen würden die Zukunft der Kölner S-Bahn entscheidend beeinflussen.
Während die Bauarbeiten an den Signalbrücken die Weichen für eine digitale Zukunft der Bahn stellen sollen, bleibt abzuwarten, ob die Umsetzung der Pläne auch tatsächlich realisiert werden kann. Ein ideales Szenario wäre, wenn die Digitalisierung wie geplant voranschreiten kann, doch die stipulierten Bedingungen der Deutschen Bahn werfen Fragen auf, die Anstehen für die Zukunft des Nahverkehrs in Köln.