Kiew (dpa) - In der Ukraine spitzt sich die militärische Lage weiter zu, und Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eindringlich stärkere Unterstützungsmaßnahmen vom Westen gefordert. In einer Videoansprache betonte er, dass die internationale Gemeinschaft bei den militärischen Herausforderungen im Nahen Osten bestens zusammenarbeitet, was auch für die Ukraine nötig ist. „Jedes Mal sehen wir die Kooperation, wenn es zu brutalen Angriffen kommt“, sagte Selenskyj und dankte den Staaten, die aktiv zur Stärkung der ukrainischen Luftabwehr beitragen. Dennoch, so stellt er klar, sei viel mehr machbar.
„Wir können einen größeren Effekt erzielen. Mit einer engen Zusammenarbeit könnten wir den russischen Terror stoppen, indem wir deren Drohnen neutralisieren“, fügte Selenskyj hinzu. Er verweist dabei auf die drohende Gefahr aus Russland, die nicht nur die Ukraine betrifft, sondern auch die NATO unmittelbar betroffen macht. Die russischen Angriffe haben bereits zivile Objekte in Rumänien gefährdet, darunter einen Fährhafen, Lastwagen und Getreidelager.
Angriffe in Charkiw
Unterdessen ereignete sich ein tragischer Vorfall in Charkiw, wo bei einem russischen Bombenangriff auf das Wohnviertel Saltiwka mindestens zehn Personen, darunter ein kleines Kind, verletzt wurden. Die Angreifer ließen eine Bombe auf ein fünfstöckiges Wohngebäude niedergehen, was nicht nur Gebäudeteile, sondern auch Autos in der Nähe beschädigte und einen Brand auslöste. Der ukrainische Rettungsdienst meldete, dass die Einsatzkräfte derzeit versuchen, nach weiteren möglichen Opfern zu suchen.
„Um diesen barbarischen Angriffen ein Ende zu setzen, braucht die Ukraine wirklich die notwendige Unterstützung von ihren internationalen Partnern“, unterstrich Selenskyj. Die Notwendigkeit für entschlossenes Handeln der Staatsführer sei unübersehbar, so der Präsident weiter.
Strategische Militärsituation
Selenskyj machte auch auf die komplizierte militärische Lage im Donbass aufmerksam. Nach Gesprächen mit dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte rais Taktik, stellte er klar, dass die Lage in diesem Bereich äußerst schwierig sei. Dies wurde durch den Verlust der strategisch wichtigen Stadt Wuhledar nochmals verdeutlicht. „Die Vorbereitungen für den Herbst sind in vollem Gange, um maximale Erfolge zu erzielen“, sagte er und stellte in Aussicht, dass am 12. Oktober ein wichtiges Treffen der Unterstützer der Ukraine in Ramstein stattfinden werde.
Bei diesem Treffen plant die Ukraine, ihre Strategie zu präsentieren und darzulegen, welche Schritte nötig sind, um den Krieg zu gewinnen. Der Präsident informierte zudem über wesentliche Veränderungen beim Auslandsgeheimdienst, um diesen zu stärken und effektiver zu machen.
Treffen mit USAID
Am gestrigen Tag traf Selenskyj in Kiew erneut mit der USAID-Chefin Samantha Power zusammen. Diesmal lag der Fokus auf der Stärkung der Energieinfrastruktur und dem Bau von Schutzbunkern für Schulen, da viele Kinder aufgrund der anhaltenden Bombardements unterrichten müssen. „Wir schätzen die gesamte Unterstützung der Vereinigten Staaten sehr“, betonte Selenskyj, während er die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit in Krisenzeiten unterstrich.
Die Ukraine benötigt insbesondere für die bevorstehende Wintersaison Hilfe in der Instandsetzung ihrer zerstörten Energieanlagen. „Gemeinsam verteidigen wir nicht nur die Ukraine, sondern auch die Werte von Freiheit und Demokratie“, fügte er hinzu.
Waffenproduktion im Aufschwung
Zusätzlich zu den militärischen Herausforderungen kündigte Selenskyj nach einem Treffen mit führenden Rüstungsunternehmen in Kiew an, dass die Kooperation zur Stärkung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeit weiter ausgebaut wird. Seit dem Beginn der russischen Invasion hat die Waffenproduktion ein signifikantes Wachstum gezeigt. Selenskyj erklärte: „Wir brauchen das Wissen und die Technologien aus dem Ausland, um diesen wachsenden Bedarf zu decken.“
Mit Vertretern aus über 30 Ländern und fast 300 Unternehmen nahm die Ukraine an einem internationalen Forum zur Verteidigungsindustrie teil, bei dem die neuesten Entwicklungen diskutiert werden. Dies zeigt den entschlossenen Willen der Ukraine, ihre militärische Selbstständigkeit und Produktionskapazitäten auszubauen, während Russland die Absicht deklariert hat, das Nachbarland zu „entmilitarisieren“.
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