In einem skandalösen und vielbeachteten Missbrauchsprozess in Avignon wurde der 72-jährige Dominique Pelicot wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der Hauptangeklagte hatte über fast ein Jahrzehnt hinweg seine damalige Frau Gisèle durch die Verabreichung von Medikamenten betäubt und von Dutzenden Bekannten vergewaltigen lassen. Diese erschreckenden Taten gestand er während der Verhandlung, die aufgrund der brutalen Umstände und der Anzahl der beteiligten Täter landesweit für Aufsehen sorgte, wie der Tagesspiegel berichtete.
Ein konfrontatives Verfahren
Das Mammutverfahren umfasst neben Pelicot 50 weitere Männer, die größtenteils wegen ähnlicher Vorwürfe angeklagt sind. Ein Justizvertreter erklärte, dass alle Angeklagten auf ihre Weise zur "Monstrosität" und zum "Martyrium" von Gisèle beigetragen hatten. Die Urteilsverkündigung für die Mitangeklagten wird voraussichtlich noch andauern, da die Staatsanwaltschaft drakonische Strafen, zwischen 10 und 18 Jahren Haft, gefordert hat. Gisèle, die selbst keines der Verbrechen bewusst erlebte, schätzt, dass sie fast 200 Mal vergewaltigt wurde, ohne sich dessen aufgrund der verabreichten Medikamente bewusst gewesen zu sein. Der Fall wurde erst öffentlich, als Pelicot im September 2020 verhaftet wurde, nachdem er Frauen in einem Supermarkt filmte, wie Radio Euskirchen berichtete.
Ein Symbol für den Widerstand
Das Verfahren und die mutige Entscheidung von Gisèle Pelicot, den Prozess öffentlich auszutragen, haben Wellen geschlagen und sie zur feministischen Ikone gemacht. Sie möchte, dass andere Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, den Mut finden, ihre Stimme zu erheben und sich nicht mehr zu schämen. „Ich will, dass sie keine Schande mehr verspüren. Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie“, so ihre klare Botschaft vor Gericht. Die Verfahren führten zu intensiven Debatten in Frankreich über die Entwicklung eines neuen rechtlichen Rahmens zur Einholung ausdrücklicher Einwilligung zu sexuellen Handlungen. Die Geschehnisse in Avignon haben eine nationale Diskussion über Missbrauch und Gewalt gegen Frauen neu entfacht.
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