In Deutschland steht die Bildungslandschaft vor einer ernsthaften Herausforderung: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Alarm geschlagen wegen eines drohenden Lehrkräftemangels. Bis zum Jahr 2030 könnte es zu einem Fehlen von über 110.000 Lehrkräften kommen, zusätzlich zu mehreren Hunderttausend Fachkräften im Bereich Kinder- und Jugendhilfe. Dies äußerte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern in einem Gespräch mit der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten».
Der Grund für diese alarmierende Situation liegt teils in der Einführung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in den Schulen. Diese neue Regelung soll Schritt für Schritt implementiert werden und ab dem Schuljahr 2026/2027 für Erstklässler gelten, gefolgt von einer Ausweitung auf die Klassen zwei bis vier bis 2029/2030. Finnern macht deutlich, dass neben Lehrkräften auch andere wichtige Akteure wie Erzieher, Schulpsychologen und Sozialarbeiter fehlen werden. Sie betont jedoch, dass die Ganztagsbetreuung auch als Chance gesehen werden kann, um das Bildungssystem zu verbessern.
Potenzial der Ganztagsbetreuung
Die GEW-Vorsitzende sieht in dem geplanten Rechtsanspruch eine einzigartige Möglichkeit, die Bildungslandschaft in Deutschland nachhaltig zu stärken. «Gerade deshalb ist es von großer Bedeutung, die Herausforderungen klar zu benennen und Lösungen anzubieten», erklärt Finnern. Sie fordert qualitativ hochwertige Weiterbildungen und bessere Arbeitsbedingungen, um die Ganztagsbetreuung zu einem attraktiven Arbeitsfeld zu gestalten.
Eine der zentralen Fragen ist, wie die Politik auf diese Herausforderungen reagieren wird. Die Einführung des Rechtsanspruchs könnte viele positive Veränderungen mit sich bringen, doch ohne ausreichendes Personal wird es schwerfallen, die damit verbundenen Anforderungen zu erfüllen. Finnern macht deutlich, dass sowohl Bund als auch Länder in der Verantwortung stehen, um diesen Mangel zu beheben.
Hinzu kommt, dass die bestehenden Lehrkräfte oft einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind. Dies könnte potenzielle neue Lehrkräfte abschrecken und das Problem nur verschärfen. Die GEW fordert daher ein sofortiges Handeln, um die Rahmenbedingungen für Lehrkräfte und Fachkräfte im Bereich Kinder- und Jugendhilfe zu verbessern.
Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Die geplanten Änderungen im Bildungssystem könnten interessante Perspektiven bieten, doch ohne eine solide Personalpolitik wird der Schritt in ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem gefährdet sein. Finnern und die GEW appellieren dringend an die Entscheidungsträger, diesen Umstand ernst zu nehmen. Mehr Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden.
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