In Italien sorgt ein neues Gesetz für erheblichen Streit, das es verbietet, Kinder von Leihmüttern im Ausland austragen zu lassen. Diese Regelung, die sich insbesondere gegen illegale Leihmutterschaften in Ländern wie der Ukraine und Georgien richtet, wurde von der Ärzteschaft scharf kritisiert. Angeführt wird der Widerstand von einem Aufruf der rechtsgerichteten Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die solche Fälle künftig den italienischen Behörden melden will. Die Ärzte werten dies als einen Aufruf zur Denunziation.
Das kommerzielle Austragen von Kindern durch Leihmütter ist in Italien seit 2004 gesetzlich verboten. Ein neu verabschiedetes Gesetz legt jedoch strenge Strafen fest: Paare, die im Ausland Leihmutterschaft in Anspruch nehmen, könnten bis zu zwei Jahre Haft und bis zu eine Million Euro Geldstrafe erhalten. Diese Gesetzesänderung wird von der Regierung als Schutz der traditionellen Familie gerechtfertigt, stößt jedoch bei vielen auf Ablehnung.
Proteste und Kontroversen
Die Koalition, bestehend aus mehreren rechten und konservativen Parteien, verfolgt mit dem Verbot das Ziel, die Familie zu bewahren. Kritiker hingegen befürchten, dass insbesondere homosexuellen und unfruchtbaren Paaren damit die Möglichkeit genommen wird, eigene Kinder zu bekommen. Die Kontroversen um das Gesetz führten bereits in der vergangenen Woche zu Protesten.
Ein neuer Vorstoß zur Verunsicherung kam nun von Familienministerin Eugenia Roccella. Sie äußerte im Interview mit dem Fernsehsender La7, dass sowohl Beamte als auch Ärzte verpflichtet seien, vermutete Verstöße gegen das Leihmutterschaftsgesetz der Staatsanwaltschaft zu melden. Sie stellte klar, dass es ihrer Meinung nach keinen Unterschied zwischen Leihmutterschaften und dem Verkauf eines Kindes gäbe, was international als Verbrechen angesehen wird. Diese Äußerungen haben die Diskussion um die Gesetzeslage nochmals angeheizt.
Ärzte als Hüter des Ehrenkodexes
Der Präsident des italienischen Ärzteverbandes Fnomceo, Filippo Anelli, wies die Forderung der Ministerin entschieden zurück. „Unsere Aufgabe ist es zu heilen, nicht zu denunzieren“, sagte Anelli und verwies auf den medizinischen Ehrenkodex sowie das italienische Strafgesetzbuch. Laut seiner Auffassung dürften Ärzte keine Meldungen abgeben, die Patienten einem Strafverfahren aussetzen könnten.
Scheißen wir uns das Thema mal genauer an: Unter einer Leihmutterschaft versteht man eine Vereinbarung, bei der eine Frau für sogenannte Wunscheltern ein Kind austrägt und es nach der Geburt übergibt. Während dies in Italien sowie in Deutschland verboten ist, ist es in anderen Ländern legal. Schätzungen zufolge nutzen jährlich etwa 250 Paare in Italien die Dienste ausländischer Leihmütter, wobei die Mehrheit dieser Paare heterosexuelle Beziehungen repräsentiert.
Die aktuelle Entwicklungen und die Absichten der Regierung zeigen, dass das Thema Leihmutterschaft in Italien weiterhin ein heiß umstrittenes Thema bleiben wird. Die Notwendigkeit, eine klare Linie zu ziehen, erzeugt Spannungen in der Gesellschaft.