In Aachen versammelten sich rund 350 Menschen am Synagogenplatz, um der Pogromnacht zu gedenken – einem düsteren Kapitel der Geschichte, das auch heute noch Schatten wirft. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sprach mit eindringlichen Worten über die Bedeutung jüdischen Lebens in der Stadt: „Jüdisches Leben gehört seit Jahrhunderten zu uns und ist eine wertvolle Bereicherung unseres Lebens.“ Die bewegende Gedenkstunde ließ die Not und Angst der jüdischen Gemeinschaft während der Pogromnacht lebendig werden. Schüler des Einhard-Gymnasiums trugen berührende Texte über Aachener Juden vor, die vor der Verfolgung flohen, und erinnerten an die mutigen Menschen, die Flüchtlingen halfen, die „grüne Grenze“ zu Holland und Belgien zu überqueren.
Doch die Gedenkfeier war nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Alarmzeichen für die Gegenwart. Annette Schmidt vom Theater K berichtete von einem alarmierenden Anstieg antisemitischer Vorfälle – eine Steigerung um 150 Prozent! Die Schilderungen von Pöbeleien und Anfeindungen, die Juden in den letzten Jahren erlitten haben, hallten durch den Platz. „Der Antisemitismus ist ein Angriff auf uns alle“, betonte Keupen und machte deutlich, dass diese Angriffe nicht nur die Betroffenen, sondern die gesamte Gesellschaft betreffen.
Hoffnung in der Dunkelheit
Die Gedenkstunde offenbarte auch die Sorgen vieler jüdischer Menschen in Deutschland. Eine junge Frau äußerte ihre Ängste: „Ich möchte nicht enden wie meine Familie und warten, bis es dann zu spät ist.“ Der Einzug der AfD in den Bundestag hat bei vielen das Gefühl der Unsicherheit verstärkt. Trotz dieser düsteren Aussichten sendete Rabbiner Michael Jedwabny eine hoffnungsvolle Botschaft: „Der Einsatz für Gerechtigkeit ist unser gemeinsames Ziel.“ Die große Teilnahme an der Gedenkveranstaltung sei ein Lichtblick und ein Zeichen des Zusammenhalts.
Die Veranstaltung, organisiert vom Aachener Bündnis Pogromnachtgedenken, wird von weiteren Aktivitäten begleitet. Am 24. November findet ein Rundgang über den jüdischen Friedhof statt, und eine Ausstellung mit dem Titel „Fenster in die Geschichte“ wird am 10. November in der Innenstadt eröffnet. Diese Initiativen sollen das Bewusstsein für die jüdische Geschichte und Kultur in Aachen stärken und die Erinnerung wachhalten.