Niedersachsen

Wölfe in Niedersachsen: Schutz oder Problem? Neue Zahlen erschüttern die Tierhalter!

In Niedersachsen ist ein deutlicher Anstieg der Wolfspopulation zu verzeichnen. Aktuell leben dort 55 Wolfsrudel, 3 Wolfspaare und 3 geschützte Einzelwölfe, was eine Gesamtzahl von 61 Territorien ergibt. Schätzungen zufolge sind in Niedersachsen ungefähr 600 Wölfe beheimatet, wobei die Tieranzahl sich ständig verändert. Diese Zahlen wurden von der Landesjägerschaft Niedersachsen, die für das Monitoring der Wölfe zuständig ist, bekannt gegeben. Das Monitoring erfolgt über ein Jahr hinweg, das vom 1. Mai bis zum 30. April des Folgejahres läuft.

Im Wolfsjahr 2023/2024 wurden 283 Übergriffe von Wölfen auf Nutztierbestände registriert. Trotz höherer finanzieller Mittel zur Verbesserung des Schutzes von Weidetieren sind die Schäden gestiegen. Laut dem Umweltministerium verloren 1.412 Weidetiere im Jahr 2023 ihr Leben durch Wolfsangriffe. 803 Tiere mussten aufgrund der erlittenen Verletzungen eingeschläfert werden. Auffallend ist, dass die Zahl der Wolfsrisse im Vergleich zu vorherigen Jahren zwar höher ist, aber die Anzahl der betroffenen Wolfsrudel nicht zugenommen hat.

Herausforderungen beim Schutz von Nutztieren

Die Herausforderungen, vor denen Schaf- und Tierhalter stehen, sind erheblich. Experten vermuten, dass es zwei Hauptgründe für die erhöhte Anzahl der Nutztierrisse gibt. Zum einen haben sich viele Halter besser auf die Bedrohung durch Wölfe eingestellt, indem sie ihre Herden mit speziellen Zäunen und Herdenschutzhunden schützen. Auf der anderen Seite könnte es sein, dass viele Vorfälle nicht gemeldet werden, insbesondere wenn der Verdacht besteht, dass die Tiere nicht ausreichend geschützt waren.

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Die „Richtlinie Wolf“ des Landes Niedersachsen bewertet den Schutzstatus der Nutztiere. Es hat sich gezeigt, dass in nur 14 Prozent der Übergriffe ein ausreichender Schutz gegeben war, während in 51 Prozent der Fälle kein ausreichender Schutz vorhanden war. Diese Daten werfen Fragen über die Effektivität vorhandener Schutzmaßnahmen auf.

Wenn Tiere durch Wölfe gerissen werden, kommen Landwirte in den Genuss von Entschädigungen. Diese variieren stark und hängen von der Art und dem Wert der Tiere ab. Ein Kalb kann etwa 160 Euro wert sein, während besonders hochwertige Tiere, wie tragende Milchkühe, bei Versteigerungen auch über 10.000 Euro erzielen können. Die finanziellen Ausgleichszahlungen sind allerdings an Bedingungen geknüpft. Nutztiere müssen durch Zäune geschützt werden, um Entschädigungsansprüche geltend zu machen.

Der rechtliche Rahmen und der Schutzstatus des Wolfes

Der Wolf genießt in Deutschland einen strengen Schutzstatus, da er in der Vergangenheit ausgerottet wurde. Es ist verboten, Wölfe zu töten, es sei denn, es handelt sich um Problemwölfe, die bereits in Konflikt mit der Landwirtschaft geraten sind. Ein solches Event fand am 27. April 2016 im Heidekreis statt, als der erste offizielle Wolf seit seiner Rückkehr in Niedersachsen erschossen wurde. Am 13. Oktober 2023 wurde in der Region Hannover ein weiterer Wolf getötet.

Auf europäischer Ebene haben 27 Mitgliedsstaaten entschieden, dass der Schutzstatus des Wolfes gelockert werden soll. Diese Entscheidung sieht vor, dass der Status von "streng geschützt" auf "geschützt" geändert wird. Dies würde es erlauben, nicht nur Einzeltiere zu erlegen, sondern eine regulierte Jagd auf die gesamte Population zu ermöglichen. Die Idee ist, eine Obergrenze für die Population in festgelegten Regionen zu schaffen.

Doch bleibt die Frage offen, wie sich die Bejagung auf die Zahl der gerissenen Nutztiere auswirkt. Eine Studie aus den USA legt nahe, dass die Anzahl der gerissenen Tiere sogar steigen könnte, wenn Wölfe abgeschossen werden. Diese Erkenntnisse beruhen auf Daten aus Bundesstaaten mit einer deutlich niedrigeren Bevölkerungsdichte als Deutschland. Im Gegensatz dazu brachte eine Studie aus der Slowakei, wo Wölfe gejagt werden dürfen, keine eindeutigen Ergebnisse in Bezug auf die Zahl der Nutztierrisse.

Laut dem Naturschutzbund NABU inkludiert die Möglichkeit, Wölfe zu entnehmen, auch das Einfangen von Tieren. In der Praxis finden jedoch solche Maßnahmen kaum statt. Die zuständigen Naturschutzbehörden können in Einzelfällen solche Entnahmen genehmigen, müssen dabei jedoch stets die spezifischen Gegebenheiten und die Population der Tiere im Auge behalten.

Die Diskussion um den Wolf in Niedersachsen bleibt also von hoher Aktualität. Die Balance zwischen dem Schutz der Wölfe und dem Schutz der Nutztiere stellt eine komplexe Herausforderung dar, die sowohl Tierhalter als auch Umweltschützer betreffen kann. Die kommenden Monate dürften entscheidend sein, um zu klären, wie man mit der wachsenden Wolfspopulation umgeht, und das im balance mit den Interessen der Landwirtschaft. Weitere Informationen zu diesem Thema bietet www.ndr.de.


Details zur Meldung
Genauer Ort bekannt?
Hannover, Deutschland
Quelle
ndr.de

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