Ein alltägliches Drama entfaltet sich im kommunalen Kindergarten Lemwerder: Es ist 8.30 Uhr, und Inga Bremermann atmet auf. Alle 106 Kinder sind da! Doch dieser gute Tag ist die Ausnahme. An anderen Morgen verwandelt sich der Kindergarten in einen Notdienst, wenn zu viele Fachkräfte krank sind. Dann müssen Gruppen auf nur zehn Kinder reduziert werden – ein Albtraum für berufstätige Eltern!
„Die Kita-Info-App ist mein Lebensretter“, gesteht Bremermann, während sie ihren Kaffee genießt. Mit nur einem Klick erreicht sie alle Eltern und informiert sie über die Situation. Doch wenn der Notdienst ausgerufen wird, bleibt vielen Eltern nur die Nervosität. Wiebke Wiegandt, Mutter von drei Söhnen und Elternsprecherin, ist immer auf der Hut. Sie jongliert zwischen Brotdosen und der Organisation von Notbetreuungen. „Ich habe schon ein Kind mit zur Arbeit genommen“, gesteht sie offen.
Die Herausforderung der Personalengpässe
Die Zustände sind alarmierend! Jutta Zander, Fachbereichsleiterin im Rathaus, betont: „Wir sind personell gut ausgestattet!“ Doch der Schein trügt. Acht Mitarbeiterinnen sind gleichzeitig in Elternzeit oder Mutterschutz, und die Teilzeitkräfte sind oft nur vormittags verfügbar. Die Kinder leiden unter dem ständigen Wechsel des Personals, was für Verwirrung sorgt. „Verlässlichkeit ist das A und O“, erklärt Erzieherin Aenne Ohlenbusch.
Der Fachkräftemangel hat tiefere Wurzeln. In Niedersachsen wird die Ausbildung nicht vergütet, während andere Bundesländer bessere Modelle bieten. Lemwerder versucht, dem entgegenzuwirken, indem es angehenden Fachkräften frühzeitig Übernahmeverträge anbietet und sogar Mütter in Elternzeit anfragt, ob sie früher zurückkehren können. Eine neue Springkraft aus den eigenen Reihen hat bereits für Entlastung gesorgt. „Das hilft uns sehr“, freut sich Ohlenbusch.