Die antarktischen Gewässer sehen sich immer intensiverem Druck ausgesetzt, sowohl durch das wachsende touristische Interesse als auch durch äußere Umwelteinflüsse. Eine aktuelle Studie, die im Fachblatt „Science Advances“ veröffentlicht wurde, bringt alarmierende Erkenntnisse über die zunehmende Eisschmelze auf der nördlichen Antarktischen Halbinsel hervor. Die Recherche des Teams um Newton Magalhães von der Universität Rio de Janeiro zeigt auf, dass sowohl Brände in Südamerika als auch der steigende Schiffsverkehr in der Region entscheidende Faktoren sind, die das Abschmelzen des Eises vorantreiben.
Die Forschenden fanden heraus, dass Rußpartikel, die durch Brände in Südamerika entstehen, ihren Weg bis zur Antarktis finden. Diese Partikel, die als schwarzer Kohlenstoff bekannt sind, setzen sich auf die Eisflächen ab und erhöhen deren Fähigkeit, Sonnenlicht zu absorbieren. Dadurch wird das Eis schneller geschmolzen. Fußnote: Diese Erkenntnisse sind nicht neu, da frühere Simulationen bereits darauf hindeuteten, dass diese Brennvorfälle einen signifikanten Einfluss auf die Region haben.
Zunahme des Tourismus und deren Folgen
Ein weiterer besorgniserregender Aspekt dieser Untersuchung ist die drastische Zunahme von touristischen Schiffsreisen in der Antarktis. Laut dem internationalen Verband der Reiseveranstalter in der Antarktis, IAATO, stieg die Anzahl der Schiffsreisen von weniger als 200 im Jahr 2003 auf über 540 im Jahr 2023. Besonders während der Corona-Pandemie kam es zu einem kurzfristigen Rückgang, doch die Zahlen erholten sich schnell und erreichen nun neue Höchststände. Diese Schiffe tragen möglicherweise ebenfalls zur Zunahme der Kohlenstoffemissionen in der Region bei, was die Eisschmelze weiter beschleunigt.
Die Analyse der Schmelztage, also der Tage, an denen das Eis tatsächlich schmilzt, zeigt ebenfalls beredte Trends. Der Zeitraum mit der höchsten Rußkonzentration hat sich von September und Oktober, der typischen Brandsaison, auf November bis Februar verschoben. Diese Zeitspanne deckt sich mit der touristischen Hochsaison und der Brandsaison in Australien. Während des antarktischen Sommers sind die Temperaturen höher und die Sonneneinstrahlung intensiver, was in Kombination mit Rußpartikeln zu einer gesteigerten Eisschmelze führt.
Die Hauptautoren der Studie fordern, dass Reiseagenturen ihre Ansätze überdenken. Magalhães äußert, dass der Umweltschutz nicht zugunsten des Tourismus auf der Strecke bleiben darf. „Entweder die Reiseagenturen finden technische Lösungen zur Reduzierung der Emissionen, oder sie müssen die Zahl der Touristen beschränken“, erklärte Magalhães. Diese Überlegungen sind essenziell, um die fragile Umwelt in der Antarktis zu schützen und den künftigen Tourismus nachhaltig zu gestalten.
Insgesamt verdeutlicht die Studie, wie eng der Klimawandel und menschliche Aktivitäten miteinander verbunden sind und wie wichtig es ist, für eine bessere Balance zwischen touristischen Interessen und ökologischen Notwendigkeiten zu sorgen.