Das Klimaoasen-Projekt in Oldenburg erfreut sich einer bemerkenswerten Bürgerbeteiligung. Über 750 Bürgerinnen und Bürger haben sich aktiv an der Gestaltung der Bereiche Eversten Holz und Schlossgarten beteiligt, um ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Dieses große Interesse zeigt, wie wichtig diesen Menschen die Natur und die Gestaltung öffentlicher Grünflächen sind. In einem Interview mit der Projektleiterin Saskia Benthack werden die Hintergründe und kommenden Maßnahmen erläutert.
Saskia Benthack blickt auf ein Jahr voller intensiver Entwicklung zurück. „Es ist fast ein bisschen verrückt, wie viele Prozesse seit 2022 parallel angestoßen wurden“, erklärt sie. Von der Beantragung bis zur Umsetzung baulicher Klimaanpassungsmaßnahmen sind verschiedene Schritte erfolgt. Aktuell zeigt sich, dass die baulichen Umsetzungen zunehmend in die Gänge kommen. Zudem wurden 43 Veranstaltungen sowie eine Online-Befragung durchgeführt, um herauszufinden, wie menschliche und ökologische Bedürfnisse miteinander in Einklang gebracht werden können. Diese Veranstaltungen haben bereits Früchte getragen und die Verbindung zur Bevölkerung gestärkt.
Beteiligung der Bürger
Die Bürgerbeteiligung zeigt, wie unterschiedlich der Input der Bevölkerung ausfiel. „Im Klimaoasen Labor wurde in kleinen Gruppen co-kreativ gearbeitet, während es bei der Kinoreihe oder den Praxisdialogen großen Andrang gab“, erläutert Benthack. Bei der Online-Umfrage hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, umfangreiche Gedanken zu äußern und wichtige Fragen zu formulieren. Die gesammelten Informationen wurden durch Methoden der qualitativen Sozialforschung ausgewertet. Herausgekommen sind vier Hauptkategorien, die wiederkehrende Themen und Bedürfnisse bündeln.
Unter der Kategorie „Verweilen|Kommunikation“ fällt der Wunsch nach neuen Aufenthaltsflächen, die auch als Orte des gemeinsamen Austausches dienen. Die Kategorie „Spiel|Spaß|Bewegung“ spiegelt das Bedürfnis wider, die Natur über Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten zu erleben. Ruhe und Erholung sowie eine aktive Verbindung zur Natur sind unter der Kategorie „Natur|Entspannung|Ausruhen“ zusammengefasst. Außerdem gibt es den Wunsch nach mehr Wissen über Natur und Klimawandel. Diese Bedürfnisse schließlich kategorisiert Benthack unter „Verantwortung|Motivation“.
Die nächste Schritte
Die Ergebnisse dieser Bürgerbeteiligung zusammen mit umweltwissenschaftlichen Daten dienen nun als Grundlage für die Entwicklung von sogenannten Hands-On Stationen und einem neuen Leitsystem im Eversten Holz. Diese Erlebnisstationen sollen den Menschen Wissen über Natur und Klima durch körperliche und mentale Erfahrungen näherbringen. Beispiele hierfür sind „betretbare Totholzlebensgemeinschaften“ sowie ein Barfußweg mit begleitendem Audiowalk.
Zusätzlich wird ein Leitsystem erstellt, das den Besuchern Orientierung bieten und eine achtsame Nutzung des Waldes fördern soll. Es werden auch ruhige Zonen im Wald geschaffen, in denen Biotopkomplexe sich besser entwickeln können. Das Ziel ist es, dass die Stadtwälder von den Bürgerinnen und Bürgern als wesentlicher Teil ihres Lebensraumes wahrgenommen werden. Die geplanten Konzepte sind dezent und natürlich gestaltbar, sodass sie vielleicht erst auf den zweiten Blick auffallen.
Benthack betont, dass die Zusammenarbeit mit Agenturen bereits begonnen hat, um diese Konzeptideen weiterzuentwickeln und umzusetzen. Begleitend dazu erforscht die Universität Oldenburg die Situation vor Ort. Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Der Kartierungsprozess der Bäume hat Fortschritte gemacht, und Studierende haben bereits Vorarbeiten geleistet.
Diese Forschungsarbeiten sind entscheidend für zukünftige Maßnahmen zur Biodiversität und Klimaresilienz des Waldes. Ein beauftragtes Unternehmen wird in Kürze an der Weiterführung des Baumkatasters arbeiten und Handlungsanweisungen für klimaresiliente Nachbepflanzungen sowie die künftige Baumpflege erarbeiten.
Das Engagement der Bürger in Oldenburg zeigt nicht nur ihr Interesse, sondern verdeutlicht auch den großen Wert, den sie der Natur und den öffentlichen Räumen beimessen. Saskia Benthacks Initiative, die Stimmen der Bürger in den Planungsprozess einzubinden, könnte als Vorbild für ähnliche Projekte in anderen Städten dienen. Mehr Informationen über das Klimaoasen-Projekt finden sich in einem Artikel auf www.nwzonline.de.