Hildesheim. Im Hildesheimer Dom wird die Bischofsgruft künftig nur noch für Angehörige zugänglich sein. Diese Maßnahme wurde ergriffen, um die Öffentlichkeit von einem Ort der Ehrung zu distanzieren, der in den Schatten schwerwiegender Vorwürfe wegen sexualisierter Gewalt gerückt ist.
Das Bistum Hildesheim gab bekannt, dass nach Rücksprache mit Angehörigen und Betroffenen die Entscheidung getroffen wurde, die Gruft abzuschließen. Der Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, erklärte, dass dies eine klare Botschaft senden soll: Die Gruft soll nicht dazu dienen, die dort bestatteten Bischöfe besonders zu ehren. Die Totenruhe sei respektiert, sodass die verstorbenen Bischöfe weiterhin an ihrem Platz verbleiben.
Informationstafel und QR-Code
Ein Schild vor der Bischofsgruft wird künftige Besucher über die Vorwürfe gegen den verstorbenen Bischof Heinrich Maria Janssen informieren. Zudem wird ein QR-Code angebracht, über den Interessierte detaillierte Informationen zur Lebensgeschichte der Bischöfe und zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Bistum abrufen können.
Bereits im Juni hatte das Bistum einen Informationsaufsteller zu den Vorwürfen aufgestellt. Dennoch forderten Betroffene die Umbettung von Bischof Janssen, dessen Vergehen auch durch eine Studie aus dem Jahr 2021 belegt wurden, die eklatante Missstände in der Diözese aufdeckte.
Kritik der Betroffenen
Der Betroffenenrat Nord äußerte sich kritisch zu der Entscheidung, Bischof Janssen in der Gruft belassen zu wollen. Die Entscheidung wurde als beschämend wahrgenommen, da hier ein „Täterbischof“ unter den Gläubigen ruhe. Es wird darauf hingewiesen, dass wichtige Chancen zur tätigen Reue ausgelassen wurden.
Die Argumentation, die Totenruhe müsse respektiert werden, erscheint vielen als unverständlich, zumal vor rund zehn Jahren bereits Umbettungen ohne Berücksichtigung dieses Themas stattfanden. Das Gremium stellte fest, dass die Stimmen der Betroffenen zwar gehört, aber nicht in die Entscheidungen integriert wurden. Die Idee, Janssen „hinter Gitter“ zu bringen, wird von einigen als tröstlich wahrgenommen.
Abschließend wurde klargestellt, dass Angehörige der dort bestatteten Bischöfe auch weiterhin Zugang zur Gruft erhalten werden. Vor diesem Hintergrund bleibt abzuwarten, welche weiteren Maßnahmen das Bistum zur Aufarbeitung beiträgt, während die Diskussionen um die angemessene Weise, mit der Geschichte umzugehen, anhalten.