In Jever hatte der traditionelle Brüllmarkt am Sonntag trotz der Abwesenheit von Vieh und Bauern einen bemerkenswerten Erfolg. Die Stadt hatte kreative Wege gefunden, um das Fehlen der Landwirte auszugleichen, die sich aufgrund des Konflikts über den Beitritt zur Entwicklungszone für das Biosphärenreservat „Wattenmeer“ vor zwei Jahren von der Veranstaltung abwandten. Nun sorgte ein reichhaltiges herbstliches Familienprogramm für ein reges Treiben rund um den Kirchplatz und den Alten Markt, wo zahlreiche Besucher die neue Form des Brüllmarktes genießen konnten.
Der Brüllmarkt, ein Fest, das einst starken Bezug zur Landwirtschaft hatte, musste sich nun neu erfinden. Trotz anfänglicher Skepsis war die Rückkehr zur Benennung „Brüllmarkt“ nach gescheiterten Versuchen, das Fest unter anderem Namen abzuhalten, letztlich gelungen. Anstatt der üblicherweise lauten Tiere gab es jedoch einige tierische Besucher aus dem Haustierpark Werdum: Zwei Minischweine, zwei Ziegen und zwei ostfriesische Milchschafe sorgten für heitere Momente, während die Greifvögel der Falknerei Eulenspiegel die Blicke der Zuschauer auf sich zogen.
Tierische Teilnehmer und bunte Stände
Die Falknerei Eulenspiegel stellte interessante Tierarten wie den Wanderfalke Martin und die Schleiereule Lisa vor. Der Falkner Dennis Askun erlaubte es besonders den Kindern, den Falknerhandschuh anzulegen und einen Greifvogel hautnah zu erleben. Auch der Kirchplatz war ein Ort voller Aktivität: Anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Wochenmarktes hatten über 30 Händler ihre Stände aufgebaut, die der Besucherzahl zusätzlich einen Schub gaben. Strahlende herbstliche Pflanzen ergänzten das bunte Bild und machten aus dem Kirchplatz einen ansprechenden Ort für den Marktbummel.
Zusätzlich zu diesen Attraktionen präsentierte der Seniorenbeirat der Stadt im Graf-Anton-Günther-Saal einen Handwerker- und Hobbymarkt, der mit regem Zuspruch konfrontiert war. Hier und da wurde das Geschehen von traditionellen Tänzen auf der Kreuzung am Alten Markt bereichert, wo örtliche Volkstanzgruppen ihr Können zeigten. Ein spezieller Fokus lag auch auf der Ausstellung von Oldtimer-Landmaschinen, die eine nostalgische Verbindung zur Landwirtschaft herstellten.
Erste Grünkohl-Vorboten und festliche Stimmung
Die festliche Atmosphäre wurde weiter durch die Teilnahme lokaler Organisationen wie der Bundeswehr, Feuerwehr und THW ergänzt, die mit Fahrzeugen vor Ort waren. Der Spielmannszug Jever sorgte dafür, dass die musikalische Begleitung nicht zu kurz kam, während das rollende Museum mit seiner Schmiedewerkstatt wieder einmal das Interesse der Besucher weckte. Die Schlachtmühle in Jever veranstaltete ebenfalls einen Mühlen- und Graupenfest, der zahlreiche Mitmachaktionen und Informationsstände bot.
Ein besonderes Highlight war der offizielle Beginn der Grünkohlsaison, mit den ersten frischen Kohlstücken, die schnell vergriffen waren. Die Fleischermeister Georg Janssen und Frank Munk hatten dafür die erste Ladung frisch zubereiteter Kohlpinkel mitgebracht. Eilig fanden diese ihren Weg zu den hungrigen Märkten, während der frische Grünkohl vor den Geschäften als herbstlicher Schmuck diente, aber noch nicht in den Verkauf ging.
Der Brüllmarkt hat wie immer eine zentrale Rolle für die Stadt Jever gespielt, indem er mit einem bunten Mix aus Aktivitäten, Unterhaltung und Tradition die Klänge der Landwirtschaft in die Stadt zurückbrachte, auch wenn die Landwirte selbst nicht anwesend waren. Details zu diesem einzigartigen Ereignis können in einer Online-Bildergalerie und Berichterstattung auf www.nwzonline.de nachgelesen werden.