01.10.2024, 11:42 Uhr
In Niedersachsen stehen sich am Sonntag die Teams von Eintracht Braunschweig und Hannover 96 in einem gefährlichen Derby gegenüber. Doch gar nicht das Spiel ist der zentrale Punkt dieser Partie, sondern die Protestaktionen, die in den Tagen zuvor an Bedeutung gewonnen haben. Aufgrund der Anweisung des Niedersächsischen Innenministeriums wurde die Anzahl der zugelassenen Fans im Gästebereich deutlich verringert, was die Fangruppen beider Seiten in einen unerwarteten Schulterschluss treibt.
Die Fans von Hannover 96 hatten bereits versucht, durch Braunschweig zu marschieren und eine Demonstration abzuhalten, was jedoch von der Versammlungsbehörde untersagt wurde. Stattdessen dürfen sie am 3. Oktober nur eine stationäre Kundgebung am Hauptbahnhof abhalten. In dieser angespannten Atmosphäre kündigen nun auch die Braunschweiger Fans ihren eigenen Protest in der Landeshauptstadt an. Die Polizeidirektion Hannover hat bereits die Anmeldung für eine Demonstration bestätigt.
Der Weg zum Innenministerium
Gemäß den Informationen der Polizei wird die Demonstration der Braunschweiger Fans von der Unterstützung der Organisation Blau-Gelbe-Hilfe getragen. Diese wird am 3. Oktober, zwischen 15 und 17 Uhr, stattfinden. Der Marsch soll vom Ernst-August-Platz in Richtung des Innenministeriums führen. Unter dem Motto „Keine halben Sachen – volles Gästekontingent – Fankultur unverhandelbar“ erwarten die Organisatoren, dass etwa mehrere hundert Teilnehmer eintreffen könnten. Die Polizei hat noch keine spezifischen Auflagen für die Veranstaltung festgelegt.
Im Vorfeld des Spiels haben die Hannoveraner ihre Entscheidung, am Derby nicht teilzunehmen, bereits öffentlich gemacht. Diese Haltung wurde auch von den Braunschweiger Ultras geteilt, die während eines letzten Heimspiels einen Flyer verteilten. Darin wurde angekündigt, dass auf organisierte Gesänge und Choreographien im Derby verzichtet wird. In einer Zeit, in der die Fan-Kultur immer wieder in Frage gestellt wird, rufen sie dazu auf, sich solidarisch mit ihrem großen Rivalen zu zeigen. Es sei wichtiger, für die Prinzipien der lebendigen Fankultur und die Einbeziehung von Gästefans einzutreten als nur dieses eine Spiel zu gewinnen.
Die Relevanz der Proteste
Die aktuelle Situation verdeutlicht, dass es hierbei nicht nur um die Farben und das Fußballspiel selbst geht, sondern um grundsätzliche Fragen des Fan-Daseins und der Fankultur in Deutschland. Diese geht weit über lokale Rivalitäten hinaus und betrifft die Art und Weise, wie Fankultur im Allgemeinen wahrgenommen und behandelt wird. Die Fans in Niedersachsen zeigen durch diese vereinten Protestaktionen, dass Veränderungen im Stadionumfeld nicht stillschweigend hingenommen werden und dass die Stimmen der Unterstützer gehört werden müssen. Es bleibt abzuwarten, wie die kommenden Tage und die Auswirkungen der Proteste auf das Derby aussehen werden, und ob das Innenministerium seine Haltung überdenken wird, um die Fankultur nicht weiter zu gefährden, wie regionalheute.de berichtet.