In Freistatt, einem kleinen Ort im Landkreis Diepholz, wurde ein beeindruckendes Jubiläum gefeiert. Die Geschichte der Diakonie Freistatt, die im Jahr 1899 mit dem Bau des Hauses Moorstadt begann, erreicht nun ein stolzes Alter von 125 Jahren. Am Mittwoch versammelten sich zahlreiche Gäste in der Moorkirche, welche als Kommunikationszentrum dient, um diesen besonderen Anlass gebührend zu feiern.
Unter den Ehrengästen war der Vorstandsvorsitzende der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Pastor Ulrich Pohl, sowie der frisch vereidigte Landrat des Landkreises Diepholz, Volker Meyer. Letzterer nutzte die Gelegenheit, um beim Erntedankfest auf die gravierende Problematik des Hungers in der Welt hinzuweisen: Aktuell leiden elf Prozent der globalen Bevölkerung an Unterernährung. Pastor Pohl bezeichnete Freistatt als „kleines Paradies“, in dem eine Vielfalt von Tieren und Pflanzen gedeihen.
Die Errungenschaften der Diakonie
Freistatt hat sich im Laufe der Jahre als Ort etabliert, der denjenigen hilft, die in der Gesellschaft ihren Platz nicht finden können. Claus Freye und sein Kollege Thorsten Nolting berichteten über die Fortschritte in der Unterstützung von Menschen in Notlagen und betonten die Verantwortung, aus Fehlern zu lernen und die Vergangenheit aufzuarbeiten. Der Spielfilm „Freistatt“ wurde als eindrucksvolles Beispiel für diese Aufarbeitung genannt.
Die Einrichtung hat sich auch den Zielen der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes verschrieben. Insbesondere der Schutz von Mooren wird als wichtig erachtet, da sie erhebliches Potenzial zur CO2-Speicherung haben, vorausgesetzt, sie bleiben wieder nass. Ein weiteres nachhaltiges Projekt beinhaltet die Anbindung aller Gebäude in Freistatt an das Nahwärmenetz des Energiehofs Strange, was die ökologische Bilanz der Einrichtung erheblich verbessern wird.
Bereichert wurde die Festveranstaltung durch musikalische Einlagen von Jakob Neubauer aus Hamburg, der die Gäste mit seinem Akkordeon unterhielt und ein buntes Repertoire an Musikstilen präsentierte. Dies brachte eine zusätzliche festliche Note in die Feierlichkeiten.
Theologische Überlegungen und die Gegenwart
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Schmid von der Universität Münster. Er widmete sich der Frage, wie das Christentum in den ersten 300 Jahren nach Christi Geburt trotz Verfolgung und einer geringen Anhängerschaft zur Staatsreligion aufstieg. Schmid erklärte die gesellschaftlichen Bedingungen des Römischen Reiches und die Vorteile, die den Christen in Krisenzeiten wie Seuchen zugutekamen. Während die Römer ihre Kranken oft verließen und zum Sterben zurückließen, waren es die Christen, die sich um die Schwächsten kümmerten, was zu höheren Überlebensraten führte.
Zusätzlich behandelte Schmid die Rolle der Frauen in der Antike, insbesondere in der kirchlichen Gemeinschaft, die im Gegensatz zu der patriarchalen römischen Gesellschaft eine wichtige Position einnahmen. Diese Aspekte trugen dazu bei, dass das Christentum wuchs und sich schließlich durchsetzte.
Die Feierlichkeiten endeten mit der Aufforderung von Pastor Thorsten Nolting, sich gemeinsam auf die aktuelle Herausforderung der Einsamkeit zu besinnen. Er lud die Anwesenden zu einem kleinen Imbiss ein, bei dem Produkte aus nachhaltiger Freistätter Landwirtschaft angeboten wurden, und schloss mit den Worten: „Mehr Bio geht nicht!“. Diese Einladung reflektierte die Verbundenheit zur Region und die Werte, die für die Einrichtung von zentraler Bedeutung sind.
Die Feier zum 125-jährigen Bestehen der Diakonie Freistatt zeigt nicht nur die lange Geschichte und die Tradition der Hilfeleistung, sondern auch das Engagement für eine nachhaltige und sozial verantwortliche Zukunft. Solche Veranstaltungen sind nicht nur ein Zeichen des Rückblicks, sondern auch der Ausblick auf die weitere Entwicklung von Freistatt.
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