An der mecklenburgischen Ostseeküste lief am 18. März 2003 ein Spektakel der besonderen Art ab, das den Bau der Poeler Kogge „Wissemara“ nachhaltig prägen sollte. An diesem Tag stellt sich heraus, dass die Bauhalle nicht mehr für die ambitionierten Pläne der Bootsbauer ausreichte. Gezwungen, kreativ zu werden, wurde die beeindruckende Halle um 1,20 Meter angehoben, um mehr Raum für die Fertigstellung des Koggenrumpfes zu schaffen.
Mit einer gut durchdachten Technik und dem Zusammenspiel von 24 Bootsbauern, die seit den frühen Morgenstunden am Werk waren, wurde das „Aufstelzen“ erfolgreich durchgeführt. Diese Maßnahme war notwendig, um den 29 Meter langen und 8,5 Meter breiten Koggenrumpf, der aus Fertigteilen zusammengesetzt wurde, fertigzustellen. Die Konstruktion selbst war in einer freitragenden Leichtmetallhalle untergebracht, die 32 Meter lang und 18 Meter breit war und ein Gewicht von 15 bis 20 Tonnen hatte. Anstatt eines Krans kamen Zahnstangenwinden zum Einsatz, die die Bauhalle an 17 Hebepunkten anheben konnten.
Die Herausforderung des Höhenausgleichs
Rüdiger Haase, der Bootsbaumeister, leitete die anspruchsvolle Aktion. „Achtung, dort langsamer drehen!“ und „Hier noch etwas mehr nach oben!“ waren seine Anweisungen, die er an sein Team weitergab. Koordination und präzise Kommunikation waren entscheidend, um das große Bauprojekt nicht zu gefährden. Durch die Verwendung von 25 Zentimeter dicken Pallhölzern, die auch im Schiffbau genutzt werden, konnten sie sicherstellen, dass alles an seinem Platz blieb.
Es erforderte Teamarbeit und Geduld, um schrittweise in die Höhe zu arbeiten. Als die anfängliche Höhe erreicht war, wurde munter weitergearbeitet, bis das Provisorium durch stabile Stahlrahmen ersetzt wurde. „Es wurde langsam eng unter dem Hallendach, doch das Problem haben wir jetzt gelöst“, äußerte sich Haase erleichtert. Trotz aller Planungen konnten unvorhergesehene Umstände in der Praxis nie ganz ausgeschlossen werden, und das wusste das Team nur zu gut.
Nachdem die Bauhalle erfolgreich angehoben worden war, blieb nur noch die Aufgabe, die neu entstandene Öffnung abzudichten, damit das Bauprogramm ohne Schwierigkeiten fortgeführt werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt standen noch vier Plankengänge am Koggenrumpf auf dem Plan.
Der Weg zur Jungfernfahrt
Die Taufe der „Wissemara“ fand am 29. Mai 2004 statt, gefolgt von der mit Spannung erwarteten Jungfernreise, die am 6. August 2006 stattfand. An diesem Tag brach die Kogge zu ihrem ersten offiziellen Törn mit Gästen auf. Eingeladen waren all jene, die bedeutenden Anteil an dem ehrgeizigen Projekt hatten. Die „Wissemara“, nun unter dem weiten Himmel der Wismarbucht, verband die Arbeit, das Wunder und den Stolz aller Beteiligten in einem unvergesslichen Erlebnis.
Die Erhöhung der Bauhalle eröffnete somit neue Möglichkeiten für den fertigen Koggen und setzte ein klares Zeichen für das Können und die Entschlossenheit der Bootsbaumeister an der Ostseeküste. Dies war nicht nur ein technischer Erfolg, sondern ein Meilenstein in der langfristigen Tradition der Koggenschifffahrt.