Vor einem Jahr, in der Nacht zum 21. Oktober 2023, wurde die Ostseeküste von einem verheerenden Sturm heimgesucht, der nicht nur unglaubliche Wellen erzeugte, sondern auch vielerorts massive Schäden hinterließ. Besonders sichtbar sind die Folgen in Sassnitz auf Rügen, wo Gehwegplatten von der Promenade weggespült und übrig gebliebene Trümmer das Stadtbild prägen. Spaziergänger müssen sich auf unebenen Schotterwegen fortbewegen, da der finanzielle Spielraum für Reparaturen stark eingeschränkt ist. Die Gemeinde kann sich die dringend benötigten Sanierungen nicht leisten, nachdem das Land die finanzielle Unterstützung für die Promenade verweigert hat.
Die Promenade, so begründet das Land, sei eine touristische Einrichtung, für die die Stadt selbst aufkommen müsse. Im Vergleich zu anderen Gebieten in Schleswig-Holstein hatte es Mecklenburg-Vorpommern glücklicherweise glimpflicher getroffen; dennoch bleibt die Bilanz besorgniserregend. Während in vielen Küstenregionen Strände ins Meer gespült wurden und Deiche brachen, wurden landesweit die Kosten für die Schadensbehebung auf insgesamt 56 Millionen Euro geschätzt.
Wiederherstellung der Küsteninfrastruktur
Obwohl die Wiederherstellung der Strände und Küstenlinien mit Millionenaufwand verbunden war, ist eine gewisse Erholung zu verzeichnen. Die Küstengemeinden haben damit begonnen, Sand aufzuspiülen und die Dünen mit strandtypischen Pflanzen wie Strandhafer zu stabilisieren. „Praktisch mit Beginn der Tourismussaison hatten wir wieder traumhafte Strände“, berichtet Karin Eiweleit, die Vizebürgermeisterin von Zingst. Sie hebt hervor, dass das Umweltministerium die Gesamtkosten für diese Maßnahmen auf etwa 13 Millionen Euro beziffert.
Solche Anstrengungen sind dringend notwendig, denn das Hochwasser hat auch die Strandpromenaden stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben der Polizei wurden die Bodenplatten durch die Wellen angehoben und in einigen Fällen komplett weggeschwemmt. Die Sorgen um die Infrastruktur sind also alles andere als unbegründet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Forderung von Umweltorganisationen wie dem BUND, die Küstendynamik in einigen Bereichen der Ostsee zuzulassen. Die Organisation argumentiert, dass es nicht nur um den Schutz von Wohngebieten gehe, sondern auch um den Erhalt natürlicher Strukturen und Ökosysteme. BUND-Mitarbeiterin Pauline Damer wies darauf hin, dass ein Mehr an Überflutungsgebieten auch zur Stärkung der Küsten beitragen könne.
Gerade im Hinblick auf die permanenten Herausforderungen des Klimawandels und die damit verbundenen steigenden Wasserstände müsse man, so Umweltminister Till Backhaus (SPD), auch darüber nachdenken, wie küstennahen Neubauten begegnet werde. Dies lässt sich nicht losgelöst von dem neuen Landeswassergesetz betrachten, das derzeit in der Diskussion ist und unter anderem besagt, dass zukünftig nur noch der Hochwasserschutz für vor 1993 errichtete Siedlungen vom Land getragen werden soll.
Diese Entwicklungen stimmen nicht nur zahlreiche Küstengemeinden nachdenklich, sondern könnten auch zukünftige Investitionen und Projekte an der Küste betreffen. Das Potenzial für kostspielige Instandhaltungen wirft Fragen auf, insbesondere da der Bauboom nach der Wende in Mecklenburg-Vorpommern viele neue Siedlungen entstehen ließ, die nun möglicherweise weniger geschützt sind.
Der ständige Druck, die Strände durch Aufspülung zu erhalten, entwickelt sich zu einer schweren finanziellen Belastung. Der BUND sieht in dieser Praxis nicht nur eine ökonomische Herausforderung, sondern auch eine Gefahr für das marine Leben in den betroffenen Gebieten. Der ständige Eingriff in die Natur kann gravierende Auswirkungen auf die Lebensräume der Tiere im Sand haben.
In der Analyse der aktuellen Situation wird klar, dass der Schutz der Küstenregionen eine vielschichtige und komplexe Angelegenheit darstellt. Nachhaltige Lösungen sind gefordert, die sowohl den ökologischen Belangen als auch den finanziellen Gegebenheiten der Gemeinden Rechnung tragen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Debatten um den Küstenschutz weiterentwickeln werden und ob alternative Ansätze zur Flutsicherung zukünftig mehr Beachtung finden werden. Mehr Details zu diesem Thema sind in einem umfassenden Bericht auf www.ndr.de nachzulesen.
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