Die Deutsche Bahn sieht sich derzeit scharfer Kritik von Datenschutzbeauftragten gegenüber, obwohl sie sich zunehmend in die digitale Welt begeben möchte. Das zentrale Problem? Die neuen Sparpreistickets der Bahn setzen voraus, dass Käufer persönliche Daten wie Handynummern oder E-Mail-Adressen angeben müssen, selbst wenn sie die Tickets am Schalter erwerben. Dies könnte für viele Reisende zu einem ernsthaften Hindernis werden.
Alexander Roßnagel, der hessische Landesdatenschutzbeauftragte, hat die Vorgehensweise der Bahn scharf kritisiert. „Die Digitalisierungsstrategie der Bahn ist wenig rücksichtsvoll gegenüber Menschen, die datenschutzbewusst oder wenig technikaffin sind“, betonte er in einem Interview. Diese Aussage zielt auf die Tatsache ab, dass Menschen ohne Zugang zu einem Smartphone oder dem Internet vom vergünstigten Reisen ausgeschlossen werden. Tatsächlich seien nicht alle Bürger in Deutschland in der Lage, online zu buchen, was die Frage des Zugangs zu erschwinglichen Tickets aufwirft.
Datenschutzbedenken
Roßnagel hat betont, dass nicht nur die Menschen ohne technische Mittel, sondern auch Verbraucher, die besonderen Wert auf ihren Datenschutz legen, benachteiligt werden. „Die Bahn erhebt nicht die geringst mögliche Anzahl an Daten, sondern die für sie interessanten Daten“, erklärte er weiter und stellte klar, dass die Erhebung von persönlichen Daten nicht gerechtfertigt sei. Seiner Meinung nach könnte eine Individualisierung eines Tickets auch ohne die zwangsweise Angabe einer Mobilnummer oder E-Mail-Adresse erfolgen.
Die Kritik wird dadurch verstärkt, dass die Bahn, obwohl sie angibt, dass über 90 Prozent ihrer Kunden online buchen, im Umkehrschluss immer noch Millionen von Menschen auf der Strecke lässt. „Das Unternehmen trägt eine Gemeinwohlverantwortung“, so Roßnagel. Besonders kritisch wird die Abhängigkeit von digitalen Kanälen, da dies nicht nur den Zugang zu günstigen Tickets erschwert, sondern auch die Privatsphäre der Nutzer in Frage stellt.
Die Position der Deutschen Bahn
Eine Sprecherin der Deutschen Bahn wies die Vorwürfe zurück und rechtfertigte die Datenerhebung. „Wir möchten unsere Reisenden bei Änderungen zu ihrer Fahrt informieren, zum Beispiel bei Gleiswechseln oder Verspätungen“, erklärte sie. Die Bahn benötigt demnach ein Kontaktmittel, um die Reisenden über diesen kritischen Informationen informieren zu können. Die gesammelten Daten würden ausschließlich dazu verwendet, Tickets zu übermitteln und relevante Informationen bereitzustellen, um die Reiseerfahrung zu verbessern.
Die Bahn betont, dass sie ihren Kunden bei der Digitalisierung zur Seite stehen möchte. Die Mitarbeiter in den Reisezentren und beim telefonischen Kundenservice werden umfassend geschult, um den Reisenden den Übergang in die digitale Welt zu erleichtern.
Insgesamt zeigt sich, dass die Deutsche Bahn in einem Spannungsfeld zwischen digitaler Transformation und dem Schutz der Privatsphäre ihrer Kunden operiert. Während die digitale Zugänglichkeit für viele Reisende von Vorteil sein kann, bleibt die Frage, ob sie dabei auch den Bedürfnissen aller Kunden gerecht werden kann. Für weitere Informationen und Details zu diesem Thema lohnt sich ein Blick in die umfassende Berichterstattung auf www.sueddeutsche.de.
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