In Schwerin feierten am 3. Oktober 2024 zehntausende Menschen den Tag der Deutschen Einheit, trotz der herbstlichen Kühle. Die Stadt verwandelte sich für drei Tage in einen lebhaften Schauplatz mit zahlreichen Pavillons, die von verschiedenen Bundesländern sowie Verbänden und Behörden betrieben wurden. Die Besucher nutzten die Möglichkeit, sich über regionale Produkte und Dienstleistungen zu informieren und besondere Mitsmachangebote für die Jüngeren wurden stark frequentiert. Die Verkaufsstände, die eine Vielfalt regionaler Speisen und Getränke präsentierten, waren ebenfalls sehr beliebt.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten fand im Mecklenburgischen Staatstheater statt. Dort sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor rund 450 geladenen Gästen, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Scholz bezeichnete den Prozess der Einheit als „unvollendeten“ und mahnte, die Herausforderungen, die mit der Wiedervereinigung verbunden waren, nicht zu vergessen. „Ich verrate hier kein Geheimnis: Vollendet in diesem Sinne ist die Deutsche Einheit auch nach 34 Jahren natürlich nicht“, erklärte Scholz.
Schwesig betont Bedeutung der friedlichen Revolution
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) würdigte in ihrer Funktion als Bundesratspräsidentin die Bedeutung jener, die eine friedliche Revolution anführten und die Diktatur überwanden. „Das Leben in einem vereinten Land in Frieden, Freiheit und Demokratie ist alles andere als selbstverständlich“, so Schwesig. Sie hob hervor, dass die Lebensbedingungen im Osten nach wie vor hinter denen im Westen zurückbleiben und forderte weitere Anstrengungen für gleichwertige Verhältnisse.
Das eingehende Thema der Auswirkungen der Wiedervereinigung auf die Menschen im Osten war auch ein zentraler Punkt in Scholz‘ Rede. Er machte deutlich, dass für viele der Umbruch nach 1990 nicht nur eine Befreiung darstellte, sondern auch eine Zeit des Verlusts und der Unsicherheit war. „Wir sollten niemals vergessen und kleinreden, was im Osten seit 1990 geleistet, was hier aufgebaut wurde“, bekräftigte er.
Scholz über die politische Landschaft und die Zukunft
In seiner Ansprache thematisierte Scholz auch die besorgniserregenden Wahlergebnisse, bei denen immer mehr Wähler autoritären und nationalradikalen Strömungen zuneigen. „Das ist verhängnisvoll und schadet dem gesamten Land“, sagte er. Er betonte, dass die Mehrheit der Bürger fest auf dem Boden der freiheitlichen Ordnung stehe und es notwendig sei, den Dialog zu suchen, um diese Entwicklung umzukehren.
Um den Geist der Einheit und der Freiheit hochzuhalten, wurde die Feierlichkeit mit einem ökumenischen Gottesdienst im Schweriner Dom eröffnet. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Erzbischof Heiner Koch erinnerten an die Friedliche Revolution in der DDR und riefen zur Verteidigung von Demokratie und Freiheit auf.
Die Feierlichkeiten werden unter dem Motto „Vereint Segel setzen“ durchgeführt und enden am Freitag. Ein besonderes Highlight ist das Konzert mit Roland Kaiser, zu dem bis zu 10.000 Besucher erwartet werden. Bereits früh am Morgen hatten sich zahlreiche Fans am Alten Garten versammelt, um gute Plätze zu sichern und die Möglichkeit zu nutzen, das Schloss und den Landtag kostenlos zu besichtigen. Die Veranstaltung bringt Menschen aus allen Ecken Deutschlands zusammen, um gemeinsam zu feiern und die Errungenschaften der letzten 34 Jahre zu würdigen.