Das Engagement der Jugend für die Geschichte der Wendezeit bleibt ungebrochen. Ein eindrucksvolles Projekt, in dem Schüler aus Schauplätze der bewegten Vergangenheit und die Erlebnisse von Zeitzeugen zusammenbringen, hat in Schwerin an Bedeutung gewonnen. Im Zuge des Geschichtsprojektes trafen sich Schüler aus verschiedenen Schulen, um mit Zeitzeugen über die Geschehnisse der friedlichen Revolution von 1989 zu sprechen. Insbesondere eine Veranstaltung am 2. Oktober 1989 in der Paulskirche, die zur ersten öffentlichen Versammlung des Neuen Forums in der DDR wurde, nahm hier einen zentralen Platz ein.
Der 17-jährige Johann von der Niels-Stensen-Schule schildert beeindruckt, wie sehr ihn der Mut der Menschen von damals inspiriert. „Die, die sich damals in der Paulskirche versammelten, sind für mich wahre Vorbilder“, sagt er. Seine Mitschülerin Meta ergänzt, dass das Engagement junger Menschen für die Gesellschaft von großer Bedeutung sei. Die Lehre aus den Ereignissen von 1989 sei klar: Wenn viele sich engagieren, bleibe der Wandel nicht aus.
Gespräch mit den Zeitzeugen
Unter der Leitung des Lehrers Dennis Vennewald nahmen sechs Schüler der Stensenschule freiwillig am Projekt teil. Diese Möglichkeit, erste Hand Informationen über die Wendezeit in Schwerin zu sammeln, wurde von den Jugendlichen bereitwillig genutzt. Zu den Zeitzeugen gehörte auch Uta Loheit, eine der Organisatoren des denkwürdigen Treffens.
Luca, ein 16-jähriger Schüler, berichtet von den emotionalen Erzählungen, die ihm die Zeitzeugen eröffneten. Viele von ihnen schilderten, dass sie nicht länger in einer Diktatur leben wollten. Ihr Hauptanliegen war es, für ihre Kinder eine bessere Zukunft zu schaffen. Die Schüler planen, ihre Gespräche zusammenzufassen und in einer eigenen Zeitung zu veröffentlichen, um das Erlernte festzuhalten.
Das Projekt umfasst nicht nur die Stensenschule, sondern auch Schüler der Ecolea, des Fridericianums, des Pädagogiums und der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik. Die Idee, diese unterschiedlichen Schulgruppen zusammenzubringen, stammt von Dr. Ulrike Petschulat, die an der Veranstaltung von 1989 ebenfalls teilgenommen hat. Sie ist besorgt, dass die Wendezeit oft im Geschichtsunterricht nicht ausreichend behandelt wird, und möchte hier aufklären.
Unterstützung und Präsentation der Ergebnisse
Die Initiative 2. Oktober 1989 – 2. Oktober 2024 erhält Unterstützung von unterschiedlichen Partnern, darunter die Friedensgemeinde und die Landeszentrale für politische Bildung. Auch das Stasi-Unterlagen-Archiv und die Stiftung Mecklenburg sind involviert. Dr. Florian Ostrop, Geschäftsführer der Stiftung Mecklenburg, zeigte sich gespannt auf die Ergebnisse der Gespräche und deren Präsentation.
Am 2. Oktober 2024 sollen die Resultate der Schüler und Zeitzeugen schließlich in der Paulskirche vorgestellt werden. Um 16 Uhr sind alle Interessierten eingeladen. Sophia, 16 Jahre alt, erzählt: „Die Gespräche haben mir einmal mehr bewusst gemacht, wie gut es uns in einer Demokratie geht.“ Diese Reflexion über die eigene gesellschaftliche Lage spielt eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.