In Neubrandenburg haben sich die Bürger am Wochenende zu einer eindrucksvollen Demonstration versammelt, um gegen ein kürzlich beschlossenes Verbot der Regenbogenflagge am Bahnhofsvorplatz zu protestieren. Nach einer Mahnwache in der Vorwoche, zu der schon etwa 200 Menschen gekommen waren, nahmen an der neuen Kundgebung über 1.300 Personen teil, wie die Veranstalter berichteten, während die Polizei von rund 1.000 Teilnehmern sprach.
Das Motto der Veranstaltung, „Neubrandenburg – Regenbogen steht dir“, wurde von vielen Rednern aufgegriffen. Oberbürgermeister Silvio Witt, der selbst an der Demonstration teilnahm, erklärte: „Über Vielfalt und Toleranz stimmt man nicht ab. Das ist etwas, das uns zusteht und unsere Gesellschaft auszeichnet.“ Er forderte die Stadtvertretung dazu auf, ihren Beschluss zu überdenken.
Reaktionen aus der Hochschule und von Unterstützern
Der Rektor der Hochschule Neubrandenburg, Gerd Teschke, schloss sich Witts Forderung an und betonte die Wichtigkeit der Rücknahme des Verbots. Darüber hinaus äußerte er, dass die Hochschule durch die mediale Aufmerksamkeit und das Verbot an Attraktivität eingebüßt habe. Auch Marcel Spittel, der Organisator der Demonstration und Vorsitzende des Vereins Queer NB, kritisierte die Entscheidung der Stadtvertretung scharf und wies darauf hin, dass Flaggen in der Vergangenheit schon oft von queerefeindlichen Personen gestohlen wurden. „Jetzt aber wurde sie von 15 Leuten aus der Stadtvertretung gestohlen“, so Spittel.
Teilnehmer aus verschiedenen queerfreundlichen Vereinen reisten ebenfalls nach Neubrandenburg, um Solidarität zu zeigen. Die Rednerin Lisa von Queerstrelitz sprach über das Verbot und fragte, „Wem tut es so weh, dass so eine drastische Entscheidung getroffen wird?“ Trotz der Schwierigkeiten motivierte sie die Anwesenden, sich weiter für ihre Rechte und für ein offenes Neubrandenburg einzusetzen.
Besonders bemerkenswert ist die Vielfalt der Anwesenden. Neben der queeren Community fanden sich viele Unterstützer ein, die sich für Vielfalt und Toleranz stark machen. Nils Berghoff, stellvertretender Vorstand von Queer NB, nannte den Beschluss „widerlich“ und appellierte an die Neubrandenburger, Regenbogenflaggen in ihren Fenstern und Geschäften zu zeigen. Viele folgten diesem Aufruf.
Während der Veranstaltung gab es einige Versuche von einer kleinen Gruppe, die Kundgebung zu stören, doch laut Polizei verlief die Protestaktion ansonsten friedlich. Slogans wie „NB bleibt bunt, tut es kund“ wurden im Demonstrationszug skandiert, der durch die Innenstadt zog und schließlich vor dem Rathaus endete. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Erik von Malottki schloss sich den Protestierenden an und forderte ebenfalls die Stadtvertreter auf, den Beschluss zurückzunehmen.
Einige Teilnehmer betonten nochmals, dass die Regenbogenflagge ein Symbol für Toleranz sei und dass solche Diskriminierungen im Gegensatz zum Grundgesetz stehen. Das Verbot, das von Personengruppen wie Tim Großmüller (Stabile Bürger für Neubrandenburg) unterstützt wird, wurde von den Bürgern entschieden abgelehnt.
Die Mehrheit der Teilnehmer blieb etwa zwei Stunden und wurde dazu aufgefordert, an der nächsten Bürgersprechstunde am 13. November teilzunehmen, um ihre Stimmen erneut lautstark zu erheben. Es bleibt abzuwarten, ob die Stadtvertretung aus den Bürgerprotesten lernt und ihre Entscheidungen überdenkt. Die Aufbruchstimmung und der Protest in Neubrandenburg sind eindeutig ein Zeichen für eine zunehmend bunte und vielfältige Gesellschaft.