In Neubrandenburg wurde ein neuer Erinnerungsort für die Opfer der SED- und DDR-Diktatur eingeweiht. An einer Graffitiwand, die am ehemaligen Standort der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) liegt, erinnert eine Gedenktafel an jene, die unter dem repressive Regime zu leiden hatten. Die Initiative stammt vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und wurde aus privatem Vermögen finanziert.
Evelyn Zupke, die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, war bei der Einweihung anwesend und betonte die fortwährenden traumatischen Folgen, die viele Opfer bis heute tragen. Sie erklärte, dass diese Tafel nicht nur den Überlebenden, sondern auch den Angehörigen der Opfer gedenke. „Wir vergessen die Opfer nicht,“ betonte sie, während sie über das Leid sprach, das viele Menschen erlitten haben.
Ein Symbol des Gedenkens
André Rohloff, der stellvertretende VOS-Landesvorsitzende, händigte die Tafel und ihre gravierte Botschaft in die Obhut der Öffentlichkeit: „Zum Gedenken an die politisch Verfolgten und Opfer, die in der Zeit der SED-Herrschaft durch das Ministerium für Staatssicherheit Verfolgung, Repression und Gewalt erfuhren.“ Er erklärte, dass viele der ehemaligen Insassen noch heute an den Folgen ihrer Haft leiden. Ein ehemaliger Insasse, Thoralf Maaß, schilderte die kundige Folter des Systems, die er selbst erlitten hatte, als junger Mann, der vor mehr als 30 Jahren aufgrund vermeintlicher Republikflucht festgenommen wurde.
Maaß erinnerte sich an die belastenden Verhöre, die er über Monate hinweg erdulden musste. Während dieser Zeit wurde ihm systematisch der Schlaf entzogen, um ihn zu brechen. „Man will nur noch, dass es aufhört,“ berichtete er eindringlich, was die ständigen und unerbittlichen Befragungen in der Untersuchungshaftanstalt für ihn bedeuteten.
Ein Kompromiss für die Zukunft
In Neubrandenburg steht das ehemalige Gefängnis mittlerweile leer. Die Stadt erklärt, dass sie an einem Gedenkort für die Opfer arbeitet und intensiv mit dem Land verhandelt. Vize-Oberbürgermeister Peter Modemann äußerte, dass verschiedene Standorte diskutiert werden, um das historische Gedächtnis zu bewahren. André Rohloff sieht die Einweihung der Gedenktafel als provisorische Maßnahme und betont die Notwendigkeit eines dauerhaften Gedenkortes, der die Geschichte für zukünftige Generationen lebendig halten kann.
Die politische Bühne ist ebenfalls in Bewegung. Evelyn Zupke forderte, dass ernsthaft über die Nutzung und das Erhalten eines Teils der ehemaligen Haftanstalt diskutiert wird. Ein Gesprächstermin ist für den 6. November anberaumt, bei dem die Bürger eingeladen sind, ihre Meinung zu äußern und an den Diskussionen teilzunehmen. „Der Ort hat historische Bedeutung und könnte zu einem kulturellen Zentrum der Aufarbeitung und Erinnerung werden,“ fügt sie hinzu.
Die Einweihung der Gedenktafel markiert einen wichtigen Schritt in der Erinnerungsarbeit an die dunkle Geschichte der DDR und bietet den Opfern eine öffentliche Anerkennung ihrer erlittenen Qualen. Es bleibt abzuwarten, was die Gespräche ergeben werden und welche weiteren Schritte die Stadt unternehmen wird, um diesem Teil ihrer Geschichte gerecht zu werden. Details über die laufenden Diskussionen und die möglichen Entwicklungen sind in einem Bericht auf www.nordkurier.de nachzulesen.
Die Probleme, die viele Überlebende der SED-Diktatur weiterhin plagen, sind kaum aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verschwunden. Trotz der offiziellen Anerkennung der Tafel ist der Weg zur vollständigen Aufarbeitung und dem Gedenken an die Opfer noch lang und voller Herausforderungen. Doch jeder Schritt in Richtung Gedenken und Verständnis bringt ein bisschen mehr Licht in die Schatten der Vergangenheit.
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