Die Gemeinde Feldberger Seenlandschaft ist in Aufruhr. Nach dem Zensus 2022, der am Stichtag 15. Mai durchgeführt wurde, hat das Statistische Amt Mecklenburg-Vorpommern die Einwohnerzahl auf 4.370 festgelegt. Dies stellt einen Verlust von 119 Personen im Vergleich zu den Eintragungen im Melderegister dar. „Wir führen unser Melderegister sehr genau“, betont Patrick Reußow, der Sachgebietsleiter für Bürgerdienste. Dies wirft Fragen zur Richtigkeit des Zensus auf, denn in den Kindergärten und Schulen schien die Zahl der Kinder stabil zu sein, und es gibt Wartelisten in den Pflegeeinrichtungen. Der örtliche Wohnungsmarkt bietet ebenfalls keine Freimeldungen. Aus dem Rathaus wird nun gefordert, die Ergebnisse zu hinterfragen.
Die Herausforderung ist, dass der Zensus auf einer anderen Methode basiert. Statt sich allein auf das Melderegister zu verlassen, werden Stichproben verwendet. Dies bedeutet, dass aus 100 Meldeanschriften nur 10 befragt werden und die Ergebnisse dann hochgerechnet werden. Diese Art der Erhebung brachte in Feldberg erhebliche Zweifel an der Genauigkeit der ermittelten Zahl mit sich. „Die Erhebung kann also nur angezweifelt werden“, so eine Stellungnahme aus dem Rathaus.
Verschiedene Zahlen und deren Einfluss
Im Bescheid des Statistischen Amtes wird notiert, dass die tatsächliche Einwohnerzahl mit einer Sicherheit von 95 Prozent zwischen 4.312 und 4.428 liegt. Diese Schwankungen sind nicht nur eine akademische Übung; sie haben direkte finanzielle Auswirkungen, da die Höhe der staatlichen Zuwendungen auf der Einwohnerzahl basiert. Der Verlust von 119 Einwohnern kann somit zu einem spürbaren Rückgang der Mittel für die Gemeinde führen.
Die Feldberger Gemeinde wird in den kommenden Wochen Klage einreichen. Bürgermeisterin Constance von Buchwaldt kündigte an, dass die Frist für Einsprachen bis zu einem Monat nach Bekanntgabe des Zensus dauert und die Klage beim Verwaltungsgericht Greifswald eingereicht wird. Darüber hinaus wird geprüft, ob ein Musterklageverfahren initiiert werden kann, das möglicherweise auch anderen betroffenen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern zugutekommen könnte. Da dies jedoch Zeit in Anspruch nehmen würde, wird die Klage der Feldberger Seenlandschaft prioritär behandelt.
In einer anderen betroffenen Region zeigt auch die Stadt Waren ähnliche Unstimmigkeiten auf. In einer Sitzung der Stadtvertretung wurde deutlich, dass der Zensus dort einen Verlust von fast 950 Einwohnern anzeigt. Bürgermeister Norbert Möller wollte sich bei der letzten Stadtvertretung nicht festlegen, aber die Wahrscheinlichkeit einer Klage wurde deutlich angedeutet. Es wurden bereits Unstimmigkeiten in den Berechnungen festgestellt, insbesondere im Hinblick auf die Altersgruppen und Geschlechterstatistik.
Finanzielle Sorgen und unklare Daten
Die finanziellen Auswirkungen dieser fehlerhaften Einwohnerzahlen sind besorgniserregend für die Stadt Waren, die möglicherweise zwischen 500.000 und 750.000 Euro weniger Zuwendungen pro Jahr erhalten könnte. Auch hier wurde festgestellt, dass die Stichtagsbefrager wahrscheinlich tagsüber nur schwer die berufstätige Bevölkerung erreichen konnten, was eine Verzerrung der Zahlen zur Folge hatte. Daher könnte eine überarbeitete Erhebung der Bevölkerung notwendig sein, um genaue Daten zu erhalten und künftige finanzielle Einbußen zu vermeiden.
Die Situation spitzt sich zu, da Dorfbewohner und Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam an Lösungen arbeiten, um die Diskrepanzen zu beheben. Resignation ist eine Option, aber die Gemeinden scheinen überzeugt, dass sie ihre Validität und finanzielle Stabilität durch juristische Schritte wiederherstellen können. Die Frage bleibt: Wie viele andere Gemeinden sehen sich in ähnlichen Situationen, und werden sie auch den rechtlichen Weg beschreiten? Die nächsten Wochen könnten hierbei entscheidend sein.
Für detaillierte Entwicklungen rund um die Klage der Gemeinden empfiehlt sich ein Blick auf die laufenden Berichterstattungen über diese Thematik auf www.nordkurier.de.
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