Greifswald. Ein beeindruckender Einblick in die Welt der Psychiatrie: Frederik Kinnen, ein 32-jähriger Assistenzarzt an der Universitätsmedizin Greifswald, hat sich der Herausforderung gestellt, täglich mit Emotionen wie Trauer und Verlust umzugehen. „Trauer, Tod, Trennung und schwierige familiäre Verhältnisse sind das täglich Brot der Psychiatrie“, erklärt Kinnen und zeigt die Realität auf, mit der er konfrontiert ist. Warum jedoch entscheiden sich junge Mediziner genau für diesen oftmals als belastend empfundenen Berufszweig?
Bereits während seines Medizinstudiums in der Hansestadt entdeckte Kinnen seine Leidenschaft für die Psychiatrie. „Das Studium war so aufgebaut, dass man durch alle Fachrichtungen durchrotiert ist“, erinnert er sich. Besonders die persönliche Verbindung zu den Patienten überzeugt ihn: Längere Gespräche und intensive Betreuung sind hier die Norm. „Ich habe viele Gespräche, die mehr als eine Stunde dauern“, erzählt Kinnen, der derzeit in der Ambulanz arbeitet und unterstreicht, wie wertvoll der Kontakt zu seinen Patienten ist.
Weg in die Psychiatrie
Die Besonderheit seiner Arbeit unterscheidet sich aber auch im Team: Der Austausch über Fälle und gegenseitige Unterstützung stehen im Vordergrund. „Es wird besprochen, was in einem selber vielleicht hochgekommen ist“, schildert Kinnen und zeigt damit die emotionale Tiefe, die jeder Tag in der Psychiatrie mit sich bringt. Und trotz der schmerzhaften Erinnerungen, die die Patientenleben prägen, findet er Lichtblicke: „Es sind Erlebnisse, die beflügeln“, wenn Therapieerfolge auftreten und Patienten wieder Hoffnung schöpfen.
Doch auch Schattenseiten gibt es: Kinnen erinnert sich an Fälle, wo es um essenzielle Themen wie Essstörungen und deren tiefere Ursachen ging. „Wir hatten eine Person, die aufgrund einer Essstörung auf der Station war, aber noch viele andere Probleme mitgebracht hat“, sagt er nachdenklich. Auch Selbstmordgedanken und der Verlust geliebter Menschen sind Teil seines Berufsbildes. „Greifswald ist eine gute Stadt zum Leben“, fasst er deshalb positiv zusammen, in der Hoffnung, weiterhin Teil der Universitätsmedizin bleiben zu können.